Hochschulstudie zu Ingenieurwissenschaften

Ostdeutsche Unis sind besser

09.03.2001
MÜNCHEN (CW) - Die Studienbedingungen für Ingenieure in den neuen Bundesländern sind wesentlich besser als in den alten. Dies besagt eine Studie der Hochschul-Informations-System GmbH (HIS). Danach hat die Abwanderung in die alten Bundesländern nicht nur wirtschaftliche Gründe, sondern zeugt auch von einem hohen Beliebtheitsgrad ostdeutscher Absolventen.

Nach einer Umfrage unter 10000 west- und ostdeutschen Hochschulabsolventen der HIS von 1998/99 sind die Studienbedingungen der Ingenieurwissenschaftler im Osten in vielen Bereichen bedeutend besser als im Westen Deutschlands. So werde in den neuen Bundesländern auf berufsvorbereitende soziale Qualifikationen wie Teamfähigeit, kommunikative Kompetenz und Führungsqualität größerer Wert gelegt.

Nach Meinung der Absolventen werden dort fachübergreifendes Denken, Organisationsfähigkeit und DV-Wissen überdurchschnittlich gefördert. Einer der Gründe könnte im Zugang zu DV-Diensten und dem Einsatz von elektronischen Kommunikationsmitteln liegen. Beide Studienbedingungen schneiden im Ländervergleich bei den ostdeutschen Absolventen wesentlich besser ab. Zudem erreichen fachliche Beratung und Betreuung sowie Kontakte und Besprechungen während der Studienzeit in den neuen Ländern eine doppelt so hohe Wertung wie im Westen.

Deshalb sind nach Aussage der Studie die Absolventen ingenieurwissenschaftlicher Fachrichtungen aus dem Osten besonders begehrt. Jedoch fällt die tatsächliche Abwanderung weit geringer aus als erwartet. Laut Erhebung findet nur jeder fünfte im Osten ausgebildete erwerbstätige Ingenieur seine Arbeitsstelle in den alten Bundesländern. Das sind etwa 4400 des befragten Prüfungsjahrgangs. Umgekehrt wanderten 2,5 Prozent (3200) der westdeutschen erwerbstätigen Absolventen in die neuen Länder. Verrechnet man die Zu- und Abgänge miteinander, verliert der Osten Deutschlands vier Prozent der dort ausgebildeten Ingenieure.

Auch diese Abwanderung könnte laut Studie den wirtschaftlichen Aufbau in den neuen Ländern hemmen. Gute Ingenieure zum Aufbau mittelständischer Strukturen werden dort gebraucht. Möglicherweise wird aber später ein Teil der Abwanderer mit der dann gewonnenen Berufserfahrung in die neuen Länder zurückkehren.