OSS ist ein normaler Teil der Architektur

04.10.2006
Gartner propagiert die Integration von quelloffener und proprietärer Software.

In dem Maße, wie Open-Source-Anwendungen stabiler werden, müssen die Unternehmen lernen, sie als einen Architekturbestandteil wie jeden anderen zu behandeln. Das war eines der Kernthemen auf dem "Open Source Summit", zu dem das Marktforschungs- und Beratungsunternehmen Gartner kürzlich rund 500 IT-Profis nach Phoenix, Arizona, eingeladen hatte.

In wenigen Jahren wird Open-Source-Software (OSS) in den meisten Datenzentren so alltäglich sein wie heute das Internet für die Kommunikation zwischen verschiedenen Unternehmen oder zwischen Anbietern und Kunden, so Nikos Drakos, Forschungsdirektor bei Gartner Research. OSS sei heute schon auf dem Weg, "ein Teil des Lebens" für solche Organisationen zu werden, die nach Kostenersparnis, Flexibilität und offenen Standards suchen.

"Wenn Sie nach einem eigenen Business-Case für Open Source fragen, verfolgen Sie möglicherweise den falschen Ansatz", bestätigte Yoav Intrator, Chefarchitekt bei der Deutsche Bank Asset Management in New York. "Wir suchen vielmehr nach bestimmten Geschäftsanforderungen, für die die wir eine Anwendung oder eine Lösung brauchen - sei sie nun quelloffen oder nicht."

Keine Extrawurst

Um OSS erfolgreich zu implementieren, sollten die Unternehmen dieselben Auswahl- und Beschaffungsmethoden wählen wie für kommerzielle Software, führte Drakos aus. Darüber hinaus müssten sie ihr Augenmerk auf die Integration unterschiedlicher Open-Source-Module sowie die Verbindung von Open- und Closed-Source-Komponenten lenken. Anbieterunternehmen wie Spike Source, OpenLogic oder Optaros würden den Anwendern hierbei helfen, indem sie vorintegrierte Software-Stacks beziehungsweise Beratung offerieren.

OSS-Anfänger nehmen sich laut Drakos zunächst am besten solche Umgebungen vor, wo sie von Grund auf neu anfangen können oder wo der Know-how-Transfer - beispielsweise von Unix nach Linux - relativ einfach ist. Zweifelsfälle in Sachen Open-Source-Lizenzierung lassen sich umgehen, indem der Quellcode nicht angefasst und die Software behandelt wird wie ein kommerzielles Paket.

Das ist umso sinnvoller, als die Grenzen zwischen quelloffener und herstellereigener Software verwischen, seit um die Open-Source-Projekte herum kommerzielle Distributionen entstehen und große Anbieter wie IBM und Oracle den Open-Source-Markt entdeckt haben. "Der Unterschied zwischen Open-Source- und traditionellen Anbietern wird zunehmend unklar", fasst Drakos die Situation zusammen. Das sei aber nicht unbedingt schlecht, denn viele Unternehmen fühlten sich mit etablierten Anbietern wohler. (qua)