OSI-basierte Dienste für Schweizer Banken

27.10.1989

Auch im Schweizer Bankensektor werden erste Schritte in Richtung breiter OSI-Nutzung unternommen. Die Telekurs AG, Zürich, ist eine Tochter der Schweizer Banken und stellt diesen diverse Dienste mittels ihres hachverfügbaren TK-Netzes zur Verfügung. Zu diesen Diensten zählen Clearing-Aufgaben im Auftrag der Schweizer Bundesbank. Im Rahmen einer Migration zu OSI wird Telekurs neue Dienste auf OSI-Basis anbieten. Der erste derartige Dienst, der TK-FTS (File Transfer Service), bietet File-Server Funktionen auf FTAM-Basis an.

Die bisher beschriebenen OSI-Ansätze betreffen die Kommunikation der Banken mit "zentralen" Instanzen. Wie sieht es mit Standards in der Kommunikation mit Kunden aus? In diesem Bereich sind die französischen Banken am weitesten vorgeprescht. Mit den ETEBAC5-Standards (Echanges Telematiques entre les Banques et leurs Clients) setzen sie auf breiter Basis nationale, OSI-orientierte Normen ein. ETEBAC 5 bietet unter anderem umfangreiche Sicherheitsfunktionen auf der Basis der normierten DES- und RSA-Verschlüsselungsverfahren an. Die ETEBAC 5-Protokolle sind verfügbar auf vielen Systemen, inklusive PCs und IBM/370-Maschinen. Derzeit verwendet ETEBAC 5 das FTAM-ähnliche Protokoll PeSIT für Datenübertragung, eine Migration zu FTAM ist geplant.

Die deutschen Banken implementieren derzeit auch eine Zwischenlösung für die Kommunikation mit Kunden. Erklärtes Ziel ist die künftige Nutzung von FTAM. Die breite Verfügbarkeit von FTAM-Produkten (insbesondere preiswerte PC-Lösungen) sowie den Interimslösungen (zumindest) funktional gleichwertigen FTAM-Anwendungen sind wesentliche Voraussetzungen für den Umstieg.

Bedeutsam für Kommunikation mit Kunden ist auch die weitgehende Übereinstimmung über wesentliche EDIFACT-Messages im Bankenbereich (Zahlungsanweisung etc.). Schrittweise können damit viele spezifische Austauschformate überwunden werden

Neben FTAM etabliert sich der OSI-Standard X.400 (Elektronische Post) - wie auch bei größeren Unternehmen der Industrie und öffentlichen Organisationen - zunehmend bei Banken. Das breite Angebot an X.400-Systemen - mittlerweile über 40 Hersteller - und zunehmende Zusatzfunktionalität (APls oder normierte Programmschnittstellen, Übergänge zu Telematik-Diensten etc.) machen den Einstieg für viele Institute attraktiv. Eine weitere Verbreitung dieser OSI-Technologie dürfte einsetzen, wenn S.W.I.F.T. Ende 1990 den neuen weltweiten Dienst IFT (Interbranch File Transfer) auf der Basis von X.400 anbietet.

Mittelfristig verheißen die neuen Funktionen von X.400 1988 - die unter anderem normierte Mailbox-Funktionen und Verteilerlisten, Nutzung von X.500 Directories, Sicherheitsfunktionen für X.400 Nachrichten umfassen - noch mehr Nutzen für die Unternehmen, die dies einsetzen.

* Dr. Eduardo Mendoza leilet die Abteilung OSI-Projekte bei der Softlab GmbH, München

Literaturhinweis:

(I) H. Fuchs, "OSI bei der Deutschen Bundesbank/Landeszentralbanken", Tagungsband d. Münchner OSI Tage, Mai 1989