DCE 1.2.1 vertraegt sich mit Konkurrenzprodukten

OSF-Technik fuer verteilte DV erhaelt eine Objekt-Schnittstelle

22.03.1996

Wie The Open Group, die Dachorganisation der kuerzlich fusionierten Standardisierungsgremien von OSF und X/Open, bekanntgibt, wurde die Interface Definition Language (IDL) von DCE mit einer Schnittstelle zu C++ versehen. Dabei wurde darauf geachtet, dass objektorientierte Eigenschaften wie Vererbung und die Kommunikationsfunktionen der Objekte untereinander erhalten bleiben. Mit der Schnittstelle koennen Entwickler laut Anbieter beliebige Klassenbibliotheken und Objektmodelle einbinden. Diese Features sollen Programmieren die oft angemahnte Flexibilitaet beim Aufbau einer verteilten DCE-Umgebung geben.

Das Hauptproblem bei der Verbreitung von DCE liegt jedoch darin, dass das Servicebuendel fuer verteilte DV-Umgebungen den Ruf hat, schwer implementierbar zu sein. Dieses Problem geht The Open Group jetzt sowohl technisch als auch organisatorisch an.

Auf technischer Seite kommt hier der Harmonisierung von DCE mit bestehenden Netzen grosse Bedeutung zu. So wurde in der aktuellen Version fuer die Anwender des Sun-Netzes "ONC" das Gateway fuer das dort uebliche NFS-Protokoll optimiert. Kunden von Novells "Netware" koennen kuenftig ueber DCE weit intensiver als bisher Dateien gemeinsam nutzen.

Erweitert wurde die Technik fuer verteilte Systeme darueber hinaus um eine Reihe Administrations-Tools sowie um Funktionen fuer das Dateisystem, mit deren Hilfe sich unter anderem schnellere Backup- Laeufe durchfuehren lassen.

Organisatorisch versucht das Konsortium, den Vorurteilen und dem Mangel an DCE-Spezialisten durch ein weltweites Schulungsprogramm zu begegnen. So koennen Systemspezialisten im Rahmen der "DCE Administration Skills Certification" ihre Kenntnisse in einem der OSF-Testcenter abpruefen und aufbessern lassen. Ergaenzt wird diese Massnahme durch Schulungsprogramme, die weltweit von den Geschaeftspartnern von The Open Group angeboten werden sollen.

Einer groesseren Akzeptanz dienen schliesslich auch eine Reihe von Preissenkungen. So soll die DCE-Version mit begrenzten Wiederverkaufsrechten kuenftig statt 25000 Dollar nur noch 5000 Dollar kosten. Client-Systeme werden fuer 2 Dollar pro Kopie, Server fuer 200 Dollar und der Moeglichkeit von Mengenrabatten angeboten.

DCE ist im Web-Einsatz

Auf grosses Interesse stoesst offenbar die Ende 1995 angekuendigte Implementierung der Sicherheits- und Verzeichnisdienste von DCE fuer den Einsatz im World Wide Web (WWW). Auf Herstellerseite haben inzwischen Gradient, Sun Microsystems und Transarc entsprechende Produkte angekuendigt. Inzwischen gibt es erste Anwender. So hat der amerikanische Maschinenbauer Deere & Co. seine Aussendienstmitarbeiter mit Laptops ausgeruestet, auf denen neben einem Web-Browser die DCE-Client-Software installiert ist. Das Ausfuellen der HTML-Formulare erzeugt einen DCE-Aufruf, der die Informationen via WWW an die IMS-Grossrechnerdatenbank in der Firmenzentrale weitergibt. Auf demselben Weg beantwortet die IBM- Datenbank Abfragen, die am Browser in einer HTML-Seite dargestellt werden. Die bei Grossrechnern ueblichen Sicherheitskriterien werden dabei eingehalten.