OSF/1 versenkt - Gruende und Hintersinn OSF entledigt sich des Geschaefts mit einem kommerziellen Unix

25.06.1995

MUENCHEN (CW) - Die Open Software Foundation (OSF) beschliesst das Ende des Betriebssystems OSF/1. Sie will sich nun ganz auf die Middleware-Techniken DCE und CDE konzentrieren.

Der Entschluss kam nicht wirklich ueberraschend, wertet der britische Brancheninformationsdienst "Computergram". Es habe ueberhaupt nur einen Fan dieses Betriebssystems gegeben: die Digital Equipment Corp. Sie ermutige allerdings ihre OpenVMS- Kunden zunehmend, auf Windows NT zu wechseln.

Weder die OSF noch DEC stimmen dieser Einschaetzung zu. Laut OSF fuehrte weder eine zunehmende Ausrichtung des Markts auf Windows (NT) noch ein eventueller Druck von Seiten der OSF-Mitglieder zum Rueckzug aus dem Betriebssystemgeschaeft. Tatsaechlich habe es nach Auskunft von Jack Dwyer, Pressesprecher der OSF, in der Organisation zwei Gruppen gegeben, die an OSF/1 arbeiteten. Das Research Institute habe sich dabei auf das Betriebssystem-Design, etwa die Entwicklung eines Microkernels, konzentriert.

Die Ergebnisse flossen in die Arbeit einer Engineering-Gruppe ein, die fuer die Release-Staende zustaendig war. Die Gruppe haelt die Arbeit an dem kommerziellen Produkt fuer beendet. Die Forschungsabteilung wird sich auf die Systemtechniken Common Desktop Environment (CDE) sowie Distributed Computing Environment (DCE) konzentrieren.

Wie Michael Peuker, Marketing-Manager Betriebssysteme bei DEC, hat sich Digital zwar in besonderer Weise mit dem OSF-Unix identifiziert, sein Unix-System aus Marketing-Gruenden sogar gleich benannt. Insgesamt habe die OSF aber mehr als 80 Sourcecode- Lizenzen des auf IBMs AIX basierenden Betriebssystems verkauft. Heute heisst das das Betriebssystem bei DEC

"Digital-Unix" und hat die Spec-1170 APIs implementiert.

Die OSF hat laut Peuker derweil eine "voellig neue Rolle". Sie fungiere als eine Art Ueberwachungsbehoerde". Fuer Ideen, die als offenes System Karrriere machen sollen, initiiert die Organisation kuenftig Ausschreibungen. Die Entwicklung erhaelt das OSF-Branding und wird gegen Lizenzgebuehren zur Verfuegung gestellt. Die Hersteller hoffen damit auf Einsparungen, sowie auf einen Counterpart zu Windows NT, das immer staerker in die Unix-Welt eindringe. Zur Zeit werde jede Entwicklungsmark mindestens dreimal pro Unix-Technologie ausgegeben.