Compaq und Co. bekennen sich zum neuen Betriebssystem, aber:

OS/2 soll nicht von IBM dominiert werden

17.07.1987

NEW YORK (CWN) - Das neue Betriebssystem MS OS/2 wird es vom Frühjahr 1988 an auf allen Compaq-Rechnern geben, die mit den Mikroprozessoren 80286 und 80386 ausgestattet sind.

Dies stellte Compaq-President Rod Canion jetzt vor Versammelter Softwarehäuser-Runde klar. Compaq scheint zu befürchten, einige Kunden könnten glauben, OS/2 laufe nur auf der neuen IBM-Reihe. Unlängst hatte Canion noch beteuert man werde dem "alten" Industriestandard treu bleiben.

Zusammengekommen waren führende Software-Hersteller wie Microsoft, Lotus, Ashton-Tate, DCA und Oracle, die allesamt OS/2 unterstützen. Grund der Veranstaltung war, den Gerüchte-Schleier um OS/2 zu zerreißen und die Verwirrung zu klären, die die in den neuen IBM-PS/2Systemen verwendete Technik ausgelöst hatte. Canion konstatierte während des Meetings: "Nachdem die IBM am 2. April ihre PS/2-Systeme vorgestellt hatte, wurde schnell deutlich, daß die wichtigste Neuheit, nämlich das Betriebssystem OS/2, nicht von Big Blue, sondern von Microsoft entwickelt wurde." Die Richtung der DV-Industrie werde bis über die neunziger Jahre hinaus geprägt sein von PC-Applikationen, die erst durch OS/2 ermöglicht würden.

Angekündigt hat der in Texas ansässige Hersteller gleichzeitig ein Support-Kit, mit dem Software-Entwickler Anwendungen schneidern können, die unter OS/2 auf den Compaq-Rechnern laufen. Bisher sind 300 dieser Kits kostenlos an Entwickler gegangen, die das seit drei Wochen verfügbare MS OS/2 Software Development Kit besitzen. Ashton-Tate nutzte das Meeting, um die Entwicklung einer neuen dBase-Version für OS/2-Umgebungen bekanntzugeben. Auch DCA, Anbieter der Irma-Karte, hatte Neuigkeiten mitzuteilen: Das Unternehmen will gemeinsam mit Microsoft und Compaq eine Alternative zur OS/2 Extended Version anbieten, die die Kommunikation zwischen PCs und größeren Systemen ermöglicht.