Microsoft und Novell rüsten ihre Netze mit Third-Party-Software auf:

OS/2 soll jetzt gegen Minis antreten

08.09.1989

MÜNCHEN/MENLO PARK (CW/IDG) - Die Microsoft Corp. will durch Systemerweiterungen für den Microsoft-OS/2-LAN-Manager und den Ashton-Tate-Microsoft-SQL-Server mit Anbietern mittlerer Datensysteme und von Mainframes konkurrieren. Zusätzliche Software von der System One Corp. soll den LAN-Manager zu einer Mehrprozessor-Netzsoftware aufrüsten.

Das Multitasking-System OS/2 fungiert, so Microsoft, unter dem LAN-Manager als Multiuser-Umgebung mit Kommunikation über "Named Pipes"; den gleichen Weg sollen laufende Applikationen beim Zugriff auf die Datenbanken des SQL-Servers nutzen können. Ist allerdings die Ansprache eines LAN als einfacher logischer Prozessor gefordert, bedarf es nach Auskunft von Microsoft der Multiprozessor-Verwaltung durch die ergänzende System-One-Software, um die Systemumgebung zu komplettieren. Diese unterstütze dann verteilte Anwendungen in sogenannten "Client-Server-Architekturen".

Als Beispiel für die Anwendung einer solchen Architektur präsentiert Microsoft Ones "Fare-AssuranceProgram" für Reisebüros. Software-Voraussetzung hierfür ist das "Reservation System" (CRS) desselben Anbieters. Microsoft beschreibt die Konfiguration wie folgt: Als "Fare-Assurance"-Rechner werden 386-Kompatible mit IBM-Token-Ring Adapter unter OS/2 1.1 eingesetzt und über 4800- oder 9600-Baud-Leitungen mit dein CRS-Host verbunden. Ein OS/2-Device-Treiber soll mehrere parallele Terminal-CRS- Verbindungen ermöglichen. "Fare Assurance" besorgt sich mittels Terminal-Emulation die benötigten CRS-Daten, der CRS-Host behandelt die "Fare-Assurance"-Applikationen wie andere Reisebürorechner und plaziert sie in einer Warteschleife.

Die Reisebüroanwendung erfordert als Steuerungsumgebung je ein Programm für die Maschinen- und die Netzwerksteuerung. Diese sind allerdings als Plattform (noch) nicht standardisiert, so daß andere, für mittlere Systeme verfügbare, Anwendungen nicht

lauffähig sind. Wie aus einer Microsoft-Pressemitteilung hervorgeht, ist man sich noch nicht

schlüssig, ob die Portierung von Mini-Standardsoftware in eine OS/2-LAN-Umgebung möglich sein wird, wovon die Konktirrenzfähigkeit der propagierten Netzlösung auf dem Mini- und Mainframemarkt vorerst noch beeinträchtigt werden dürfte.

Auch Novell/Netware soll als Multiprozessor-Release angeboten werden: Novell-Software-Vizepräsident Richard King zufolge habe man entsprechende Lizenzen an Netframe Inc. vergeben und rechne zum Jahresende mit einer Netware-Version, unter der allerdings einzelne Prozessoren vorab für bestimmte Funktionen definiert werden müßten. In diesem Zusammenhang handele es sich also nicht um eine klassische Parallelprozessorlösung.