Viele Anwender haben ihre Projekte wieder aufgegeben:

OS/2-Entwicklung geht am Markt vorbei

16.06.1989

MENLO PARK (IDG) - Die Entwicklungsrichtung des PC-Betriebssystems OS/2 geht offenbar etwas an den Bedürfnissen der Anwender vorbei: Eine US-Studie zeigte, daß OS/2-Projekte von Anwendern häufig wieder fallengelassen werden. Auch neuere Verbesserungen im Bereich der Dateiverwaltung lassen die professionelle PC-Szene unbeeindruckt.

Das amerikanische Marktforschungsunternehmen Datapro Research befragte Anfang des Jahres 48 Unternehmen, die bereits ein Jahr zuvor die Einführung von OS/2-Software in Angriff genommen hatten. Von diesen hatte lediglich ein einziger sein Projekt abgeschlossen, zwei weitere befanden sich in der Testphase. Demgegenüber hatten 23 Unternehmen ihre Vorhaben auf später vertagt oder ganz aufgegeben. Von denjenigen, die ihre Projekte nicht zu Ende geführt hatten, nannten die meisten den Mangel an Standardsoftware oder die hohen Kosten als Grund für die Aufgabe. Auch die ratenweise Veröffentlichung der Systemsoftware nervte die Anwender.

Unter denjenigen, die bei der Stange geblieben waren, beschäftigten sich 88 Prozent mit der Entwicklung von hauseigener Spezialsoftware, davon arbeitete wiederum die Hälfte an Echtzeitapplikationen.

Unterdessen haben Microsoft und IBM bekanntlich einige Verbesserungen an dem 80286-Betriebssystem vorgenommen. So enthält OS/2 mittlerweile ein Modul namens "High Performance File System" (HPFS), welches Dateien und Festplatten bis zu einer maximalen Größe von 2 Gigabyte verwaltet. Das ist zwar nur die Hälfte des ursprünglich versprochenen Wertes für Dateigrößen; Festplatten sollten eigentlich gar, einen Umfang von bis zu 2,2 Terabyte annehmen können. Dennoch ist es mehr, als die meisten Anwender benötigen, jedenfalls für den Moment. Eine informelle Umfrage der CW-Schwesterzeitschrift Infoworld unter amerikanischen Großanwendern zeigte, daß die Plattengröße in der Regel, als sekundär bewertet wird. "Ich sehe mit der heute verfügbaren Technik (der 32-MB-Festplatten, d. Red.) keine Probleme, aber wir versuchen natürlich am Ball zu bleiben", lautete beispielsweise die Aussage von Julian Horwich, Geschäftsführer -der Chicago Association of Microcomputer Professionals (CAMP). Unterdessen hat Microsoft weitere Erhöhungen der adressierbaren Festplattenspeicher in Aussicht gestellt. CD-ROM-Laufwerke wird OS/2 jedoch nach wie vor weder im Originalmodus noch in der Compatibility Box unterstützen.