Kinder und zwei Karrieren

Organisation ist alles

13.08.2008
Von Anja Dilk und Heike Littger

Männer haben es oft schwerer

Besonders schwierig ist die Vereinbarung von Karriere und Kinder für Männer. Weniger als ein Drittel der Unternehmen erweist sich hier nach Einschätzung der befragten Väter, die Familienpflichten übernehmen wollen, als hilfreich - auch wenn die Firmen sich gerne mit familienfreundlichen Maßnahmen brüsten. Größte Bremse ist die Arbeitskultur: Wer als engagiert und leistungsfähig gelten will, bleibt lange im Büro. Dennoch, es tut sich was. Viele Unternehmen bieten ihren Führungskräften Laptops an, mit denen sie gelegentlich von zu Hause aus arbeiten können. Das ist zwar oft schwer umzusetzen, doch allein die theoretische Möglichkeit setzt ein Signal. Im nächsten Schritt kommt es darauf an, dass die Möglichkeiten genutzt werden.

"Entscheidend ist, dem Unternehmen Lösungen vorzu schlagen, mit denen der Elternteil und die Organisation zufrieden sein können", sagt Walther. "Für die Firma ist Familienfreundlichkeit schließlich zunächst mit Mehraufwand verbunden, und sie fragt sich: Was haben wir davon? Deshalb müssen die Mitarbeiter manchmal lange bohren. Aber es lohnt sich." Denn die Studie hat gezeigt, dass Unverständnis gegenüber berufstätigen Vätern und Müttern vor allem herrschte, solange die Situation noch gar nicht eingetreten war.

Andockstellen nicht verlieren

Birgit Tenhofen, SIS: "Die Vorstellung, ich mach jetzt ein jahr Babypause und der Chef vertritt mich, ist unrealistisch."
Birgit Tenhofen, SIS: "Die Vorstellung, ich mach jetzt ein jahr Babypause und der Chef vertritt mich, ist unrealistisch."

Das bestätigt auch Birgit Tenhofen. "Wenn der Arbeitgeber merkt", so die Leiterin Sourcing & Development bei Siemens IT Solutions and Services, "der Mitarbeiter will wieder zurück und setzt sich in gewohnter Weise ein, dann arrangiert sich der Betrieb recht gut mit den neuen Gegebenheiten." Die 37-Jährige ist selbst Mutter von zwei Kindern, ihr Mann leitet die Controlling-Abteilung einer Klinikkette. Acht Wochen nach der Geburt ihrer Kinder saß die studierte Betriebswirtschaftlerin bereits wieder an ihrem Schreibtisch und gilt heute mitunter als Vorbild für werdende Mütter und Väter, die von ihr Rat erbitten.

"Manchmal muss ich denen den Kopf waschen", so Tenhofen. "Ihre Vorstellungen - ein Jahr Babypause, mein Chef vertritt mich - sind unrealistisch." Der Vorgesetzte hat selbst eine übervolle Agenda, und nach zwölf Monaten ist er vielleicht gar nicht mehr da, um den Rückkehrer zu protegieren. "Die IT-Welt dreht sich schnell, da muss man aufpassen, seine Andockstellen nicht zu verlieren." Zumal man sonst Gefahr läuft, nach der Rückkehr an einen Chef zu geraten, der einen nicht kennt und beweisen möchte: Kinder und Karriere? Unmöglich!