Heimatmarkt schrumpft weniger

Orange erleidet weitere Rückschläge

29.07.2014
Der scharfe Preiskampf auf dem Heimatmarkt hat weitere Kratzer in der Bilanz des französischen Telekomkonzerns Orange hinterlassen.

Die harte Konkurrenz im Mobilfunk und im Festnetz sorgte bei den Geschäftszahlen zum zweiten Quartal erneut für deutliche Rückgänge, zudem liefen die Geschäfte im Ausland vorwiegend schwächer. Umsatz und bereinigtes operatives Ergebnis des ehemaligen Staatsmonopolisten rutschten im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um jeweils fünf Prozent ab, wie das Unternehmen am Dienstag in Paris mitteilte.

Immerhin konnte Orange den Umsatzrückgang auf dem Heimatmarkt im Vergleich mit den ersten drei Monaten etwas eindämmen. Konzernchef Stéphane Richard sah darin denn auch die Fähigkeit seines Unternehmens, auf das "weiter sehr herausfordernde Marktumfeld" reagieren zu können. Mit dem um Sonderfaktoren bereinigten Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) von 3,12 Milliarden Euro lag der Konzern knapp über den Erwartungen von Analysten. Die Jahresprognose von zwölf bis 12,5 Milliarden Euro bestätigte der Konzern, die Marge soll etwa so hoch liegen wie im Vorjahr. Die Aktie stieg am Vormittag in Paris um 1,48 Prozent.

Der Erlös fiel mit 9,8 Milliarden Euro wie von Experten geschätzt aus. Beim Nettogewinn, den die Gesellschaft nur für die ersten sechs Monate ausweist, schlug der harte Wettbewerb aber ebenfalls spürbar durch: Nach Anteilen Dritter blieben für die Orange-Aktionäre mit 744 Millionen Euro gut 30 Prozent weniger übrig als vor einem Jahr.

Im Ausland fiel das Minus meist noch größer aus als daheim, wo Orange rund die Hälfte der Erlöse erzielt. Die bedeutenden Märkte Polen und Spanien verloren wieder an Boden. Auch in Spanien zehrt ein deftiger Preiskampf an den Erlösen. Im Geschäft mit dem Rest der Welt konnte der Konzern insbesondere in Afrika und dem Nahen Osten Erfolge erzielen - der starke Euro und Eingriffe von Regulierern bedeuteten aber auch dort am Ende weniger Erlös.

Richard will nun weiter gegensteuern und mehr sparen. Anstatt die indirekten Kosten wie bislang angepeilt um 250 Millionen Euro jährlich zu drücken, stehen nun 300 Millionen Euro im Plan. Erst jüngst hatte er den Spekulationen um einen weiteren Umbau des französischen Mobilfunksektors den Nährboden entzogen. Für ein Zusammengehen mit dem drittgrößten Mobilfunker Bouygues gebe es derzeit keine Grundlage, hatte er gesagt. Dabei hatte sich die französische Regierung wegen des Preiskampfs der vier größten Anbieter über mögliche Arbeitsplatzverluste besorgt gezeigt und für eine Konsolidierung auf drei Firmen ausgesprochen.

Nach dem Markteintritt des Internetkonzerns Iliad mit seiner Billigmarke Free buhlen die Anbieter heftig um die Kunden der Konkurrenz. Richard hat es bislang vermieden, die Preise auf breiter Front zu senken. Das stabilisiert zwar die Erlöse aus laufenden Verträgen, macht die Kundschaft aber empfänglicher für die Kampfpreise der Rivalen, die mittlerweile auch im Festnetz Spuren bei Orange hinterlassen. Hinter dem Marktführer ist die kürzlich an den Kabelanbieter Altice verkaufte SFR der zweitgrößte Mobilfunkkonzern. Dahinter lauern Bouygues Telecom und Iliad als Nummer drei und vier. (dpa/tc)