Lizenzkosten drohen zu explodieren

Oracles Preispolitik stößt auf Widerstand

06.10.2000
FRAMINGHAM (IDG) - Oracles überarbeitetes Preismodell für die Datenbank "Oracle 8i" erntet offensichtlich nicht nur Zustimmung bei den Kunden. Sie klagen über viel zu hohe Kosten.

Letztes Jahr hatte der Hersteller ein Modell vorgestellt, das eine kapzitätsbezogene Berechnung der Datenbanklizenzen für 8i vorsieht. Messgröße ist dabei die so genannte Universal Power Unit (UPU). Diese ergibt sich aus der Multiplikation der Prozessorzahl mit der Prozessorleistung. Das Ergebnis wird dann wiederum mit dem von Oracle festgelegten Preis von derzeit 100 Dollar pro UPU multipliziert. Eine Maschine mit acht Intel-Prozessoren, die mit 700 Megahertz getaktet sind, würde demnach mit 560000 Dollar zu Buche schlagen.

Was nun Anwender beklagen und bereits einige zum Systemwechsel bewogen hat, ist, dass sie auch bei einer nur teilweisen Nutzung der Systemressourcen voll zur Kasse gebeten werden. So erging es beispielsweise Tim Talbot, Vice President für IT beim PHH Vehicle Management Services in Hunt Valley im US-Bundesstaat Maryland, der allerdings nach Androhung eines Wechsels zum Oracle-Konkurrenten Sybase doch noch verbesserte Konditionen herausholen konnte. Gerade mit dieser bisher gängigen individuellen und oft großzügigen Rabattierung beim Lizenzgeschäft will der Hersteller jedoch Schluss machen, sagt Jacqueline Woods, Vice President Global Practices bei Oracle.

Lizenzmodell soll transparenter seinZiel sei es gewesen, sowohl die Berechnung nach gleichzeitigen (concurrent) und namentlich genannten (named) Nutzern als auch die Web-Variante mit 50 Concurrent Usern pro Lizenz durch die neue Formel abzulösen, um für mehr Transparenz bei den Lizenzkosten zu sorgen. Diese drohte offenbar verloren zu gehen, da beim Einsatz von 8i mit Web-Anwendungen eine Berechnung nach Concurrrent Usern nur schwer möglich ist.

Der Unmut von Kunden, so Woods, rühre daher, dass jene nun keine zusätzlichen Rabatte mehr bekommen. Allerdings muss die Managerin im selben Atemzug Vorwürfe bestätigen, nach denen es in einigen Fällen sehr wohl Rabatte gegeben habe. Diese Anwender hätten aber glaubhaft nachweisen können, dass sie nur einen Teil ihres Datenbank-Servers nutzen, sagt Woods. Laut Jim Prevo, Vice President und CIO bei Green Mountain Coffee Roasters in Waterbury, Vermont, errege aber nicht nur dieses inkonsequente Verhalten Oracles die Gemüter. Vielmehr sei der Gesamtpreis für 8i viel zu hoch und betrage in seinem Fall mehr als das Zehnfache, was eine Lizenz bei Microsoft für ein vergleichbares System koste. Aus England liegen Meldungen vor, nach denen Kunden, die 8i für Web-Anwendungen einsetze, jetzt Preiszuwächse von bis zu 70 Prozent erleben.