Studienergebnisse auf der Open-World-Konferenz veröffentlicht

Oracles Grid-Visionen zünden noch nicht

10.09.2004

Auf den Punkt gebracht bedeutet Oracles Grid-Konzept, dass es durch die Kombination mehrerer Server zu einer virtuellen Maschine möglich wird, eine dynamische Lastverteilung zwischen Anwendungen, eine optimale Kapazitätsauslastung und eine Hochverfügbarkeit mit preiswerter Hardware von der Stange zu erreichen. "Oracle sieht in dieser Technologie die Zukunft der IT-Infrastruktur", stellte Sergio Giacoletto, Executive Vice President Europe, Middle East, Africa, in seiner Eröffnungsrede klar. Charles Phillips, President von Oracle, stieß in dasselbe Horn: Da die weitere Entwicklung der Prozessoren bald an ihre Grenzen stoßen werde, seien Grids der einzige Weg, um mit den stetig wachsenden Datenmengen fertig zu werden.

Allerdings musste der Softwarehersteller einräumen, dass die Anwender dem Thema bislang nur mäßiges Interesse entgegenbringen. Das belegt eine in Oracles Auftrag von der englischen Marktforschungsfirma Quocirca Ltd. erarbeitete Studie. Der künftig alle sechs Monate erstellte "Oracle Grid Index" soll auf einer Skala von eins bis zehn ermitteln, wie fortgeschritten Europa auf dem Weg zum Grid-Computing ist. Das Ergebnis: 3,1 Punkte von zehn möglichen wurden erreicht.

Niedriger Wissensstand bedeutet wenig Projekte

Auffallend ist der niedrige Wissensstand der Anwender: Nur 22 Prozent der rund 600 befragten IT-Entscheider aus mehreren europäischen Ländern wussten mit dem Begriff etwas anzufangen (2,7 Punkte). Entsprechend schwach ist somit auch die Umsetzung in ersten Projekten. Hier erreicht der Grid-Index nur einen Wert von 1,7. Nicht einmal zehn Prozent der Befragten sind so weit, zumindest Pilotprojekte aufzusetzen. Als positives Beispiel wurde auf der Londoner Konferenz ein zurzeit von der Deutsche Post IT-Solutions aufgesetztes Grid-Projekt vorgestellt. Dabei testet der IT-Dienstleister der Deutschen Post World Net die Technologie an einem Verbund mit fünf Blade-Servern.

Die laut Oracle ersten Schritte auf dem Weg zum Grid heißen Standardisierung und Serverkonsolidierung und stehen heute ohnehin schon bei vielen Anwendern auf der Agenda. Das verwundert nicht, liegt doch laut Quocirca die Auslastung der Server in den meisten Unternehmen bei weniger als 15 Prozent. Da Grids dazu beitragen, die Auslastung der Hardware gleichmäßiger innerhalb der IT zu verteilen und so die Rechenleistung der Hardware besser zu nutzen, rechnen die Pioniere unter den Anwendern auch mit einem klaren Return on Investment. Umgekehrt lasse sich feststellen: Je geringer das Wissen um die Technologie ist, desto skeptischer ständen die Anwender der Wirtschaftlichkeit gegenüber. (ue)

*Jan Schulze ist freier Journalist in Erding.