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Oracle will Open-Source-Anbieter aufkaufen

10.02.2006
Kaum ist die Akquisition von Siebel in trockenen Tüchern, denken die Oracle-Verantwortlichen an die nächsten Zukäufe. Angeblich stehen die Open-Source-Firmen Jboss, Zend und Sleepycat Software auf der Einkaufsliste.

Oracle-Chef Lawrence Ellison hat angekündigt, seine aggressive Einkaufspolitik fortzusetzen. Vor allem Anbieter von Business-Intelligence-Lösungen (BI) und Middleware-Hersteller würden künftig im Mittelpunkt des Interesses stehen, kündigte der 61-jährige Firmenlenker auf einer Investorenkonferenz in San Francisco an.

Laut einem Bericht des US-amerikanischen Wirtschaftsmagazins "Business Week" sind diese Ankündigungen bereits über das Planungsstadium hinaus. Oracle verhandle bereits mit den Firmen Jboss, Zend und Sleepycat Software über eine Übernahme. Der dickste Brocken wäre dabei Jboss mit seinem Open-Source-Application-Server. Jboss konkurriert mit kostenpflichtigen Produkten von IBM, Bea und auch Oracle. Spekulationen zufolge könnte Ellison bis zu 400 Millionen Dollar für Jboss locker machen. Für Zend und seine Skriptsprache PHP sowie die Datenbanktechnik von Sleepycat Software könnten Insidern zufolge weitere 200 Millionen Dollar fällig werden. Weder Oracle noch die besagten Open-Source-Anbieter wollten bislang zu den Gerüchten Stellung nehmen.

Oracle plant offenbar, mit den Zukäufen sein Software-as-a-Service-Modell (SaaS)weiter auszubauen. Dabei sollen die Kunden möglichst ihren gesamten Softwarebedarf mit Oracle-Produkten decken. Statt Lizenzkosten und Wartung zahlen sie einen monatlichen Betrag für das Hosting und den Support. Wenn es dem Anbieter gelingt, seine eigenen Softwarekosten niedrig zu halten und mit standardisierten Lösungen möglichst hohe Skaleneffekte zu erzielen, steigen die Margen. Zudem stehen Anbieter wie Oracle und SAP seit geraumer Zeit unter dem Druck, ihre Lizenzmodelle zu reformieren. Anwender kritisieren, diese seien zu komplex und nur noch schwer zu durchschauen.

Oracle hatte erst kürzlich angekündigt, sein On-Demand-Geschäft stärker anzukurbeln. Der verantwortliche Executive Vice President Jürgen Rottler erklärte im Gespräch mit der COMPUTERWOCHE, das On-Demand-Geschäft solle bereits in wenigen Jahren rund die Hälfte der gesamten Oracle-Einnahmen ausmachen. Die Übernahmen, über die nun spekuliert wird, könnten ein wichtiger Baustein in diesen Plänen sein. (ba)