Deutsche Tochter auf dem Weg zur Umsatzmilliarde

Oracle will im Geschäft mit Applikationen das Tempo steigern

23.07.1999
MÜNCHEN (gh) - Datenbankspezialist Oracle will sich vom Image eines klassischen ERP-Anbieters befreien. Dies unterstrich nun auch Wolfgang Jaeger, Vorsitzender der Geschäftsführung der Oracle Deutschland GmbH, vor der Presse in München.

Der Oracle-Manager bezeichnete seine Company als "Key Player" im Applikationsgeschäft und machte dafür die Anstrengungen des Unternehmens in den Bereichen Customer-Relationship-Management (CRM) und Electronic Commerce geltend. Vor allem im angelsächsischen Raum habe man in diesen Segmenten mehr Umsatz als beispielsweise SAP erzielen können. Ein Umstand, dem man Oracle-intern längst Rechnung trägt. Allein die Mannschaft für die Entwicklung von CRM-Lösungen sei, so Jaeger, im vergangenen Geschäftsjahr konzernweit von 70 auf 700 Programmierer aufgestockt worden. "Das ERP-Geschäft bei den großen Anwendern ist weitgehend gesättigt. 70 Prozent unserer Kunden unterhalten sich mit uns über neue Applikationen wie Front Office und E-Commerce", erklärte der Oracle-Deutschlandchef.

Aber auch im Brot-und-Butter-Geschäft der Standardsoftware habe Oracle im Vergleich zu SAP Boden gutgemacht. Jaeger erwähnte hier "8i" als "erste Web-basierte Datenbank". Weitere Applikationen und Dienstleistungen, die einerseits auf klassischen Datenbankanwendungen basieren, sich andererseits aber auch Web-Technologien zunutze machen, sollen dem Unternehmen nun noch mehr Rückenwind verleihen. Jaeger kündigte in diesem Zusammenhang voraussichtlich für das "Frühjahr 2000" in Deutschland ein Paket namens "Business Online" (BOL) an, das in Zusammenarbeit mit einer oder mehreren Telefongesellschaften das sogenannte Web-Hosting von Standardapplikationen ermöglichen soll. Nach erfolgreichen Pilotprojekten in den USA seien derzeit entsprechende Gespräche mit den Carriern im Gange. Gleichzeitig will man im Applikationsgeschäft die Zusammenarbeit mit IT-Dienstleistern wie Debis, Arthur Andersen und CSC Ploenzke, forcieren.

Die neuen Schwerpunkte im E-Commerce- und Applikationsgeschäft sollen dazu beitragen, daß Oracle in Deutschland im laufenden Geschäftsjahr 2000 die Milliardengrenze beim Umsatz überschreitet. Im vor kurzem abgeschlossen Fiskaljahr 1999 hatte die deutsche Oracle-Tochter mit einer Steigerung der Einnahmen von 670 (1998) auf 801 Millionen Mark ein 20prozentiges Wachstum erzielen können. Damit lag man etwa im Trend des konzernweiten Ergebnisses. Oracle hatte bekanntlich ein Umsatzplus von 24 Prozent von 7,1 auf 8,8 Milliarden Dollar sowie einen 35prozentigen Zuwachs beim Gewinn von 955 Millionen auf 1,3 Milliarden Dollar bilanziert.