Mehr Interoperabilität

Oracle und Microsoft verknüpfen ihre Clouds

06.06.2019
Von 
Martin Bayer ist Chefredakteur von COMPUTERWOCHE, CIO und CSO. Spezialgebiet Business-Software: Business Intelligence, Big Data, CRM, ECM und ERP.
Oracle rückt von seiner Closed-Shop-Politik in Sachen Cloud Computing ab und will enger mit Microsoft kooperieren. Künftig könnten Anwender Oracle-Anwendungen auf Azure mit Datenbanken in der Oracle-Cloud verbinden.

Oracle und Microsoft haben eine Cloud-Interoperabilitäts-Partnerschaft bekannt gegeben. Demzufolge könnten Anwenderunternehmen Azure-Services wie Analytics und KI in der Microsoft-Cloud nahtlos mit Oracle Cloud-Diensten wie der Autonomous Database verbinden. Außerdem soll es künftig möglich sein, Business-Anwendungen auf Azure und die Oracle-Cloud zu verteilen. Beispielsweise könnten Unternehmen Oracle-Anwendungen wie JD Edwards EnterpriseOne, die E-Business Suite und PeopleSoft wie auch Branchenlösungen wie Oracle Retail und Speziallösungen wie die BI- und Planungssoftware Hyperion auf Azure betreiben und mit Oracle Datenbanken wie RAC, Exadata und der Autonomous Database verbinden, die in der Oracle Cloud bereitgestellt werden.

Mit der Verknüpfung zwischen Oracle- und Microsoft-Cloud wollen die Anbieter die Migration in die IT-Wolke für Anwender vereinfachen.
Mit der Verknüpfung zwischen Oracle- und Microsoft-Cloud wollen die Anbieter die Migration in die IT-Wolke für Anwender vereinfachen.
Foto: frankie's - shutterstock.com

Dafür will Oracle seine Anwendungen für den Betrieb in der Microsoft-Cloud zertifizieren. Auch die Oracle-Datenbank werde weiterhin für Azure unter verschiedenen Betriebssystemen, einschließlich Windows Server und Oracle Linux, zertifiziert sein, hieß es. Aktuell ist die Cloud-Interoperabilität für Oracles Cloud-Zentrum in Ashburn (Nordamerika) und die Microsoft-Azure-Lokation US East verfügbar. Weitere Regionen sollen folgen.

Neben einer Netzwerkverbindung zwischen den Cloud-Infrastrukturen beider Anbieter sollen Nutzer auf ein einheitliches Identity- und AccessManagement via Single-Sign-on, ein automatisiertes User-Provisioning für die Azure- und Oracle-Cloud sowie ein Cloud-übergreifendes Ressourcen-Management zurückgreifen können. Die beiden Anbieter sprachen ferner von einem One-Stop-Shopping-Modell für alle Cloud-Services und -Anwendungen, die Kunden für ihre Geschäftsanforderungen benötigten, sowie von einem kollaborativen Supportmodell unter Nutzung bestehender Supportkontakte und -prozessen.

Microsoft: Allianz eine logische Konsequenz

"Oracle und Microsoft bedienen seit Jahrzehnten die Bedürfnisse von Unternehmen weltweit", sagte Don Johnson, Executive Vice President Oracle Cloud Infrastructure (OCI). "Mit dieser Partnerschaft können unsere gemeinsamen Kunden all ihre bestehenden Anwendungen problemlos in die Cloud migrieren." Der Aufwand für Änderungen der Lösungsarchitektur entfalle, die bereits getätigten Investitionen würden geschützt.

"Mit dieser Partnerschaft können unsere gemeinsamen Kunden all ihre bestehenden Anwendungen problemlos in die Cloud migrieren", verspricht Don Johnson Executive Vice President Oracle Cloud Infrastructure (OCI).
"Mit dieser Partnerschaft können unsere gemeinsamen Kunden all ihre bestehenden Anwendungen problemlos in die Cloud migrieren", verspricht Don Johnson Executive Vice President Oracle Cloud Infrastructure (OCI).
Foto: Blair Henley Frank / IDGNS

Diese Allianz sei eine logische Konsequenz, ergänzte Scott Guthrie, Executive Vice President für den Bereich Cloud und künstliche Intelligenz bei Microsoft. Es gehe darum, gemeinsamen Kunden dabei zu helfen, die Migration von Anwendungen und Datenbanken in die Public Cloud voranzutreiben. Mit diesem Cloud-Pakt setzt Microsoft seine Öffnungspolitik konsequent fort. Der Softwarekonzern verfolgt seit Jahren die Strategie, die eigene Plattform für Lösungen von Drittanbietern zu öffnen und Ökosysteme zu schaffen, in denen Software verschiedener Hersteller integriert zusammenspielt. Die Open Data Initiative, die Microsoft gemeinsam mit Adobe und SAP ins Leben gerufen hat, und in der es darum geht, dass Daten problemlos zwischen den Softwarewelten der einzelnen Hersteller hin und her fließen können, ist ein Beispiel für diese Firmenpolitik.

Oracle vollführt Kehrtwende in seiner Cloud-Politik

Für Oracle deutet die Kooperation mit Microsoft dagegen auf einen Strategieschwenk hin. Während sich Konkurrenten wie SAP, Salesforce und Microsoft zuletzt redlich bemüht zeigten, Offenheit zu demonstrieren und mit schöner Regelmäßigkeit neue Kooperationen und Partnerschaften ankündigten, verfolgte das Oracle-Management eher einen Closed-Shop-Ansatz. Kunden sollen sich in erster Linie aus dem Oracle-Sortiment bedienen. Das reicht von den Anwendungen über die Infrastruktursoftware bis hin zu den Cloud-Ressourcen.

In diesem Stack seien sämtliche Komponenten integriert und würden reibungslos und sicher zusammenspielen, so das Argument der Oracle-Verantwortlichen. Wer neue Features beispielswiese für mehr Sicherheit oder Automatisierung nutzen möchte, muss sich allerdings weitgehend von Oracle-Technologien abhängig machen. Das wurde einmal mehr auf der letztjährigen Oracle-Hausmesse OpenWorld deutlich. Ellison betonte dort, dass nur die Oracle-Cloud dafür ausgelegt sei, auch die eigene autonome Datenbank zu betreiben.

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An der Konkurrenz ließ der Oracle-Gründer in der Vergangenheit kein gutes Haar. Vor allem Amazon Web Services (AWS) nahm Ellison immer wieder aufs Korn. Deren Cloud-Infrastruktur sei nicht für Enterprise-Anforderungen ausgelegt. Die Cloud-Datenbank von AWS setzte er mit einem halb-autonom fahrenden Auto gleich. "Sie steigen ein, fahren los und sterben", ätzte Ellison im Herbst vergangenen Jahres. Die Oracle-Datenbank funktioniere dagegen voll autonom. "Hier muss keiner sterben."