Blick an die Nasdaq

Oracle: Überbewertet und auf Sinkflug

10.11.2000
Von Markus Lindermayr*

Aufgrund eines Gerüchts, dass der Finanzvorstand von Oracle zurücktritt, verlor die Aktie am vergangenen Donnerstag acht Prozent an Wert. Oracle könnte aber noch ernstere Probleme bekommen, denn die Strategie namens "Application-Suits" - also Software als Komplettlösung für Unternehmen aus einer Hand anzubieten - ist möglicherweise nicht erfolgreich. Dann würde man Oracle wieder als Anbieter von Datenbanken betrachten - ein Markt, der nur noch gemächliches Wachstum vorweist. Drei Viertel der Lizenzeinnahmen stammen noch aus diesem Bereich. Zudem hat Ilog, ein Komponenten-Zulieferer von Oracle, sein zuletzt enttäuschendes Quartal inoffiziell mit unerwartet niedrigen Verkäufen von Oracle-Software begründet. Ferner will man angeblich künftig den Umsatz nicht mehr nach Produktkategorien aufschlüsseln - alles andere als ein professionelles Investor-Relations-Management! Die Aktie der Company ist mit dem 65-fachem des für kommendes Geschäftsjahr erwarteten Gewinns bewertet. Damit ist das Papier "priced to perfection". Sollte der Umsatz mit E-Commerce-Lösungen unter den Erwartungen der Analysten bleiben, dürften den Oracle-Aktionären unruhige Zeiten bevorstehen.

*Die Autoren sind Analysten der CMW GmbH in München. Die hier veröffentlichten Informationen beruhen auf Quellen, die wir für vertrauenswürdig und zuverlässig halten. Trotz sorgfältiger Quellenauswahl und -auswertung können wir für Vollständigkeit, Genauigkeit und inhaltliche Richtigkeit der Angaben eine Haftung nur insoweit übernehmen, als grobe Fahrlässigkeit oder Vorsatz Haftung begründen. Jede darüber hinausgehende Haftung wird ausgeschlossen. Für Angaben Dritter übernehmen wir kein Obligo, Aktienanlagen sind durch stärkere Kursschwankungen gekennzeichnet.