Deutsche Niederlassung erhaelt neuen Chef

Oracle sieht das Ende der Client-Server-Zeit kommen

19.04.1996

Fuer Furore sorgten auf der Amsterdamer Konferenz vor allem die Prototypen des "Network Computers" (NC), die Oracle-Gruender Larry Ellison praesentierte. Natuerlich koenne der NC den PC nicht vollstaendig ersetzen - dort, wo persoenliche Werkzeuge erforderlich seien, blieben PCs wichtig. Trotzdem werde der NC-Verkauf den Absatz herkoemmlicher Desktops schon vor dem Jahr 2000 uebertreffen, so Ellison. Andrew Laursen, Oracles Vice-President Network Computing, teilt diese Annahme. Der Netzwerker glaubt an einen Paradigmenwechsel zu Network- und Component-basiertem Computing, der das Ende der Client-Server-Aera einlaeute und NCs in Firmen etablieren werde. Der Flugzeughersteller Boeing, gab Ellison zu Protokoll, habe bereits 100 000 dieser Maschinen bestellt.

Die portable Ausfuehrung des NC "Laptop Slate", die ab September fuer 595 Dollar zu haben sein soll, verfuegt ueber 8 MB DRAM, Ethernet-Anschluss und ein Acht-Zoll-Display. Bis Ende 1996 wird es Ellison zur Folge auch Rechner mit Intel-Chip geben. Neben dem Portable stellte der Oracle-Chef auch die"NC/Phone"-Variante und die Set-top-Box vor. Das Betriebssystem sei Posix-kompatibel, verfuege ueber Echtzeit-Features fuer die Multimedia-Verarbeitung und brauche lediglich 300 KB Hauptspeicher. Die Software-Ausstattung umfasst "Oracle Light", automatische Server-Replikation, einen Netscape-kompatiblen Browser und Office-Software.

"Franz Niedermaier habe ich gebeten zu bleiben", dementierte Oracle-Vize Ray Lane am Rande der Konferenz Geruechte um den Rueckzug des Geschaeftsfuehrers der Oracle Deutschland GmbH aus dem operativen Geschaeft. Danach soll sich Niedermaier aufgrund unterschiedlicher Auffassungen ueber die Fuehrung der hiesigen Niederlassung von seinem Posten verabschieden. Weder wurde etwas ueber Niedermaiers neue Position noch ueber seinen Nachfolger bekannt. Die Spekulationen waren in Zusammenhang mit Plaenen zur Umstrukturierung des Unternehmens entstanden. So will Oracle den direkten Verkauf staerken und das gesamte Business zentralisieren: "Es reicht, wenn die Produktanforderungen einmal umgesetzt und dann uebersetzt werden", so Lane.

Waehrend sich Niedermaier offenbar freiwillig zurueckzieht, wurde Europa-Chef Loek van den Boog von Lane "gebeten, zu gehen". Loek sei kein Vertriebsmann, lautet die Erklaerung.