Neue Europa-Organisation mit vertikalen Geschäftsbereichen

Oracle schwächt die Macht der Geschäftsführer

16.08.1996

Mit dem langjährigen Digital-Equipment-Manager Carlo Falotti hat die Oracle-Division Europe, Middle East and Africa (EMEA) ab dem 1. September dieses Jahres einen "starken Mann" an ihrer Spitze. Die neue Organisation des Geschäftsbereichs, der rund 37 Prozent zum Gesamtumsatz beiträgt und mehr als 7600 Mitarbeiter beschäftigt, wird konsequent auf den in Genf lebenden Italiener zugeschnitten sein.

An Falotti berichten - neben den unterstützenden Funktionen wie Marketing, Verwaltung und Personalabteilung sowie den Servicebereichen - künftig folgende Oracle-Manager:

- Philip Crawford vereint unter sich die bislang vier vertikalen Kundenbereiche (Konsumgüter, Telecom, Öl und Gas, Finanzdienstleistungen), die möglicherweise bald durch zwei weitere Branchen (Automobil- und Pharma-Industrie) ergänzt werden.

- Bob Gordon zeichnet verantwortlich für das Geschäft in den Ländern mit großem Umsatzpotential, soweit es die Kunden betrifft, die sich keinem der von Crawford geleiteten Segmente ("Verticals") zuordnen lassen.

- Hans Jarnik ist nach wie vor der ranghöchste Ansprechpartner für das Oracle-Business in den kleineren Ländern Zentral- und Osteuropas sowie des mittleren Ostens und Afrikas.

- Noch nicht besetzt ist der Chefsessel im Bereich Distribution. Der gesuchte Manager soll unter anderem neue Vertriebspartner für das Massengeschäft rekrutieren. Wenn der von Oracle propagierte "Network Computer" (NC) ein Erfolg wird, hofft das Unternehmen, sich als Markenhersteller für "eingebettete" Anwendungen zu profilieren.

Wie der frischgebackene President und Chief Operating Officer Ray Lane anläßlich eines Oracle-Meetings in Barcelona ausführte, sollen die nationalen Geschäftsführer künftig keine "Kapitäne" mehr sein, sondern quasi die Funktion eines Vertriebschefs erfüllen. Bislang ist der für Skandinavien verantwortliche General Manager Ard Nederloff der einzige, der daraufhin das Unternehmen verließ. Franz Niedermeier, Geschäftsführer der Oracle Deutschland GmbH, München, hatte bereits vor einigen Monaten angekündigt, daß er sich zum Jahresende zurückziehen werde.

Die neue EMEA-Struktur orientiert sich an der Organisation der amerikanischen Oracle-Standorte. Damit verfolgt Oracle, so Lane, drei Ziele: Zum einen möchte der Software-Anbieter seiner Klientel als ein homogenes Unternehmen gegenübertreten. "Wir wollen kein Oracle Frankreich mehr, sondern ein Oracle in Frankreich." Außerdem könne das Unternehmen auf diese Weise seine Reaktionsschnelligkeit und Flexibilität erhöhen. Indem die Niederlassungen in den alten Kontinenten die unterstützenden Unternehmensbereiche gemeinsam nutzen, sollen sie darüber hinaus ihre Verwaltungskosten senken.