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Oracle pusht seinen Application Server

13.11.2002
Mit neuen Features und Integrations-Tools will Oracle im Appserver-Markt weitere Marktanteile gewinnen. HP wird den 9i AS mit seinen Servern bundeln, setzt aber weiterhin bevorzugt auf Bea.

MÜNCHEN (COMPUTERWOCHE) - Den gestrigen "Integration Day" seiner Hausmesse Oracle World in San Francisco nutzte Oracle zur Ankündigung des neuen Release 2.0 Version 4.0.3 seines Application Servers "9i AS". Dieses soll mit Management-Tools für (E-)Business-Prozesse sowie Unterstützung aktueller Web-Services-Standards zwecks Application Integration im ersten Halbjahr 2003 erscheinen. HP wird Oracles Appserver mit seinen HP-UX-Servern und "Proliant"-Maschinen unter Windows und Linux bundeln.

Zu den angekündigten Neuerungen in 9i AS 2.0 Version 4.0.3 gehören vorgefertigte Konnektoren für ERP-Software wie SAP oder Peoplesoft auf Basis der Java Connector Architecture 1.0, Unterstützung für die drei zentralen Web-Services-Standards SOAP (Simple Object Access Protocol), UDDI (Universal Description, Discovery and Integration) und WSDL (Web Services Description Language) sowie für die branchenspezifischen Protokolle RosettaNet, UDDNet und HL7.

Mit diesen Verbesserungen und der Partnerschaft mit HP hofft Oracle, seinen Marktanteil bei Application Servern weiter ausbauen zu können. Laut Giga Information Group konnte der Hersteller seinen Marktanteil in diesem Bereich im vergangenen Jahr auf sechs Prozent verdoppeln. Als potenzielle Zielkunden haben Beobachter vor allem zwei Gruppen ausgemacht: Zum einen Anwender der Oracle-Datenbank, die bislang den konkurrierenden Appserver "Weblogic" von Bea Systems oder Integrationstechnik von Anbietern wie IBM oder Tibco für Web Services oder die Integration von Anwendungen und Prozessen einsetzen; zum anderen die Anwender von Oracles "Applications", die noch unsicher sind, für welchen J2EE-Server sie sich entscheiden sollen.

Der Markt für Application Server und die Integration von Geschäftsprozessen und Anwendungen wird seit geraumer Zeit vor allem von Bea Systems und IBM beherrscht. Bea ist im übrigen auch seit Mitte dieses Jahres bevorzugter Middleware-Partner von HP, dass seine eigene Software in diesem Bereich aufgegeben hat. Der Fiorina-Konzern wird in den kommenden drei Jahren trotzdem auch Oracles Appserver unters Volk bringen, allerdings in einer stark eingeschränkten Version. Diese enthält zwar Basis-Features wie einen HTTP-Listserver oder J2EE-1.3-Container und kommt mit einer Lizenz ohne Nutzerbegrenzung, ihr fehlen allerdings fortgeschrittene Features wie Clustering oder Management über "OpenView". Interessant ist sie damit vor allem für Entwickler und Anwender, die vor den hohen Kosten eines voll ausgestatteten Appservers zurückschrecken.

Aus Sicht von "Computerwire" geht Oracles Partnerschaft mit HP aber nicht so weit wie die von Bea. Für seinen Preferred Partner unterhält HP beispielsweise eigens ein 350-köpfiges Consulting-Team, die laut Bea im zweiten und dritten Quartal Abschlüsse im Wert von 15 Millionen Dollar unter Dach und Fach brachte. Im kommenden Jahr soll die entsprechende Mannschaft Bea zufolge nochmals vervierfacht werden. HP hat bislang nicht verraten, ob für die Oracle-Software ähnliches geplant ist.

Auch die Plattformunterstützung für "Weblogic" seitens HP ist mit HP-UX, NonStop Kernel (NSK), OpenVMS und Tru64 sowie Windows und Linux deutlich breiter als beim neuen Oracle-Deal, was Beas Vice President of Strategic Alliances Gamiel Gran zu der Aussage verleitete, bei dem Oracle-Geschäft handele es sich um "pures Marketing", wohingegen sein Unternehmen gemeinsam mit HP an spezifische Accounts verkaufe. Aus Sicht von HP zumindest kann das Bundling eines weiteren Application Server im Wettbewerb mit der Konkurrenz nicht schaden. "HP will durch die Partnerschaft mit Oracle gegen IBM und Sun Microsystems antreten", erklärte Scott Lee Clawson, Oracles Senior Director of Marketing für 9i AS. (tc)