Oracle peppt Applikationslinien auf

01.02.2007
Im Rahmen des weltweit angelegten "Applications-unlimited"-Events haben die Oracle-Verantwortlichen neue Versionen der eigenen E-Business-Suite sowie der zugekauften Anwendungen von Peoplesoft, J.D. Edwards und Siebel vorgestellt.

"Das sind keinen kleinen Releases, sondern bedeutende funktionale Erweiterungen", beteuerte Oracles Vice President John Wookey und warb damit zugleich um die Gunst der Anwendergemeinde. Kunden sollen ihre Lösungen updaten. Eine Reihe von verschiedenen Events auf sechs Kontinenten läutete die neue Applikationsära mit der "E-Business-Suite 12", "Peoplesoft Enterprise 9.0", "Siebel CRM 8.0", "J.D. Edwards Enterprise One 8.12" und "J.D. Edwards World A9.1" ein.

Oracle habe damit seine im Rahmen des "Applications-unlimited"-Programms gegebenen Versprechen eingehalten, hieß es in einer Mitteilung. Nachdem im vergangenen Jahr Unruhe innerhalb von Oracles Applications-Klientel aufgeflammt war, der Hersteller könnte angesichts der Entwicklung einer neuen Anwendungsgeneration (Fusion) die bestehenden Produktlinien vernachlässigen, hatte das Management mit Applications unlimited unbegrenzten Support und Weiterentwicklung der verschiedenen zugekauften Produkte zugesichert (siehe auch: Oracle sichert Kunden die Weiterentwicklung aller ERP- und CRM-Proukte zu).

In die Version 9 von Peoplesoft Enterprise flossen laut Herstellerangaben 1478 Erweiterungen ein. Wichtigste Neuerung dabei sind zusätzliche Funktionen für das Human Capital Management (HCM). Firmen hätten damit einen besseren Überblick über ihre Mitarbeiter und könnten diese so effizienter einsetzen beziehungsweise schulen. Im Programm ließen sich Angaben zu Qualifizierung und bestimmten Fähigkeiten einzelner Mitarbeiter erfassen und ablegen.

Siebel CRM Release 8.0 bietet Oracle zufolge 366 zusätzliche Funktionen. Darunter ein neues Aufgaben-orientiertes User-Interface, auf dem Nutzer genau die Funktionen und Daten ablegen können, die für ihre Prozesse und Kundenkontakte notwendig sind. Zusätzlich sei in der neuen Version Oracles Suchmaschine Enterprise Search 10g von Haus aus integriert. Zudem unterstützt die Kunden-management-Lösung mit der neuen Version erstmals Linux als Plattform.

Mit J.D.Edwards Enterprise One 8.12 liefert Oracle 291 neue Funktionen aus. Dabei handelt es sich hauptsächlich um zusätzliche Branchenmodule. So wurden beispielsweise weitere Funktionen für die Lebensmittelindustrie integriert. Außerdem biete ein konfigurierbares "Manager Dashboard" mehr Business-Intelligence-Funktionen (BI), mit denen Anwender einen besseren Überblick über die Situation in verschiedenen Standorten ihres Unternehmens erhalten und somit die Firma effektiver steuern könnten.

Während Enterprise One 8.12 wie auch die anderen Releases bereits verfügbar sind, steht für J.D. Edwards World A9.1 noch kein Erscheinungsdatum fest. Im Rahmen der allgemeinen Produktvorstellung haben die Oracle-Verantwortlichen nur einen Ausblick gegeben, was die Kunden erwartet. Das "World Renaissance Release", wie es der Hersteller nennt, soll verbesserte Financials- und Logistikfunktionen beinhalten. Zusätzliche Module werde es für die Produktionssteuerung wie beispielsweise ein Qualitäts-Management sowie für den Human-Resources-Bereich (HR) geben. Oracle zufolge habe man bei der Entwicklung der neuen Version eng mit IBM zusammengearbeitet, auf deren "System-i-Plattform die Software läuft.

Zu guter letzt hat Oracle auch seine eigene E-Business-Suite in einer neuen Version vorgestellt. Allerdings war in den zurückliegenden Tagen durchgesickert, dass Oracles Release 12 bereits vor dem offiziellen Launch verfügbar sei (siehe auch: Oracle kann es mit der E-Business-Suite 12 nicht schnell genug gehen). Die ERP-Lösung bietet dem Hersteller zufolge 2443 zusätzliche Erweiterungen. Dazu zählen in erster Linie verbesserte Funktionen zur Integration und Analyse. Mit dem "Profitability Manager" könnten zum Beispiel die Erfolgsaussichten bestimmter Produkte effizienter prognostiziert werden. Darüber hinaus erlaube "Project Portfolio Analysis", einzelne Vorhaben gezielter zu steuern. Insgesamt sei die Business-Software nun besser dafür ausgelegt, international agierende Unternehmen in ihren Prozessen zu unterstützen. Das System lasse sich leichter an lokale Gegebenheiten und Richtlinien anpassen.

Alle neuen Applikationsversionen unterstützten Oracles Integrationsplattform rund um die eigenen Datenbanken und die Fusion-Middleware, versicherte der Hersteller. Das biete zusätzliche Reporting-Funktionen über die Anwendungsgrenzen hinweg, verbesserte Suchmöglichkeiten ("Enterprise Search"), Stammdatenverwaltung und eine leichtere Integration zwischen den Programmen. So ließen sich beispielsweise je nach Nutzerrolle bestimmte Analysefunktionen zusammenstellen, die Daten und Informationen aus verschiedenen Systemen sammeln und aufbereiten. Das Oracle-Portal biete zudem eine einheitliche Sicht auf Auswertungen. Mit Hilfe des "Oracle Enterprise Managers" könnten Anwender ihre Applikationslandschaften leichter verwalten.

Neben der der eigenen Plattform würden jedoch auch konkurrierende Produkte weiter unterstützt, versprachen die Oracle-Verantwortlichen. Beispielsweise werde das neue Siebel-Release 8.0 auch künftig im IBMs Middleware aus der Websphere-Reihe und Beas "Weblogic"-Produkten funktionieren. Ferner werde Microsofts SQL-Server-Datenbank und DB2 von IBM unterstützt.

"Oracle schützt die Investitionen seiner Kunden", verspricht Oracle-President Charles Phillips. Außerdem habe man bei der Entwicklung eng mit den User-Groups zusammengearbeitet. Damit solle sichergestellt werden, dass die neuen Funktionen auch die Anforderungen der Anwender erfüllen. Kein Anwender werde gezwungen auf die neuen Versionen umzusteigen, hieß es. Die Oracle-Verantwortlichen hoffen jedoch, gerade mit den zusätzlichen Integrationsmöglichkeiten möglichst viele Kunden zum Umstieg zu bewegen.

Ob dieser Wunsch in Erfüllung, bleibt abzuwarten. Noch vor wenigen Wochen äußerte sich Fried Saacke, Vorsitzender der Deutschen Oracle Anwendergruppe (Doag) skeptisch (siehe auch: "Oracle-Kunden warten noch ab"). Die E-Business-Suite 12 sei im Grunde kein Major Release. Er gehe davon aus, dass viele Nutzer diese Version übersprängen, um im kommenden Jahr gleich auf Fusion zu wechseln. Außerdem sei deutlich zu spüren, dass Oracle seine Entwicklungskräfte auf die neue Anwendungsgeneration konzentriere. (ba)