Oracle OpenWorld: Ellison sagt IBM den Kampf an

07.10.2011
Auf der Oracle-Hausmesse in San Francisco warb CEO Lawrence Ellison für neue Database Appliances und teilte gegen Rivalen wie IBM und Salesforce.com aus. Es geht um das Geschäft mit der Cloud. Hier will Oracle nicht abseitsstehen.

Seine Eröffnungsrede zur Hausmesse OpenWorld in San Francisco nutzte Oracle-Chef Lawrence Ellison einmal mehr dazu, die Vorteile der hauseigenen "Engineered Systems" herauszustellen - vorkonfigurierte Kombinationen aus dem eigenen Soft- und Hardwareportfolio. Bisher gab es die Appliances "Exadata" für Datenbanken, "Exalogic" für Middleware sowie die "Oracle Database Appliance" für kleine und mittelgroße Unternehmen. Nun hat der Anbieter diesen Maschinen den nach eigenen Angaben universell einsetzbaren Highend-Cluster "Oracle Sparc Supercluster" zur Seite gestellt.

Sparc soll IBM Beine machen

Ellison lobte ausdrücklich die mit Sun Microsystems übernommenen Sparc- und Solaris-Entwicklungsteams und beschei-nigte ihnen eine hervorragende Arbeit. Besonders stolz sei der Oracle-Gründer auf die Fortschritte, die man mit dem Prozessor "Sparc T4" erzielt hat. Der sei in Sachen Java-Leistung schneller als IBMs seit Jahren im Risc-Bereich führende Power-Architektur. Oracles T4-Systeme seien zudem auch beim Preis-Leistungs-Verhältnis überlegen, behauptete Ellison. "Wir sind bei Java schneller, Mr. Blue", lästerte der Oracle-Boss. "Und wir werden nicht nachlassen." Man werde IBM über kurz oder lang auch bei der Integer-Rechenleistung abhängen - bereits in einem Jahr, schneller als ursprünglich geplant, werde der "T5" herauskommen und "doppelt so schnell" sein wie der Vorgänger.

"Bei Integer werden wir IBM auch schlagen", prophezeite Ellison. "Und dann ist nichts mehr übrig." Danach ruderte er allerdings ein bisschen zurück - falls Oracle die künftigen Power-Chips von Big Blue in Sachen Integer-Leistung nicht schlagen könne, würden seine Chipdesigner zumindest "nah dran" sein.

In-Memory für schnelle Analysen

Neben der Sparc-Roadmap hatte der Oracle-Chef ein neues Engineered System in seinem Keynote-Gepäck: "Exalytics" für In-Memory Analytics. Die Hardware dieser "Intelligence Machine" basiert auf dem Intel-Server "Sun Fire X4470 M2". Darauf laufen im Arbeitsspeicher parallelisierte Versionen der OLTP-Datenbank "Times Ten" (relational) und der OLAP-Datenbank "Essbase" (multidimensional). Oracle hat eigenen Angaben zufolge zudem seine analytischen Algorithmen so parallelisiert, dass sie sich möglichst effektiv über die Hardware verteilen.

Exalytics sei keine Stand-alone-Lösung, sondern primär als Zusatz zu einem Exadata-OLTP/Data-Warehouse-System konzipiert, hieß es. Obwohl der Hauptspeicher nur 1 TB groß ist, passten dank der Kompression zwischen 5 und 10 TB Daten hinein.

Während sich Oracle-President Mark Hurd überraschend kurz hielt, präsentierte Oracles Softwarechef Thomas Kurian noch die "Oracle Big Data Appliance". Deren Hardware ist weitgehend identisch mit Exadata. Auf der Big Data Appliance läuft allerdings neue Software, unter anderem die "Oracle NoSQL Datenbank" sowie eine Hadoop-Distribution, aus der sich extrahierte Datasets mittels "Oracle Loader for Hadoop" in ein herkömmliches Oracle-RDBMS übertragen lassen. Verwaltet wird die Maschine mit dem ebenfalls runderneuerten "Oracle Enterprise Manager 12".

Public Cloud von Oracle

Neben den Appliances will sich der Softwarekonzern auch im Cloud-Geschäft nicht abhängen lassen. Ellison kündigte dafür die "Oracle Public Cloud" an. Anwender könnten hier eine komplette Softwareinfrastruktur von der Datenbank über die Middleware bis zu den Applikationen beziehen, hob der Konzernchef hervor. Damit würden sich vor allem auch Integrationsprobleme erledigen, mit denen Anwender oft im Cloud-Umfeld zu kämpfen hätten.

Zu der eigenen Cloud-Offensive wollte aber offenbar der geplante Auftritt von Marc Benioff, CEO des Konkurrenten und Cloud-Pioniers Salesforce.com, nicht so recht passen. Also lud Ellison den ehemaligen Oracle-Manager einfach wieder aus. Benioff, der wiederholt Zweifel an den Cloud-Ambitionen der etablierten Softwarekonzerne geäußert hatte, mochte sich davon allerdings nicht klein- kriegen lassen und verlegte seine Keynote kurzerhand in ein benachbartes Hotel. "Die Show geht weiter", sagte Benioff. "Sorry, Larry, aber die Wolke kann nicht so einfach gestoppt werden."

von Thomas Cloer