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Oracle nominiert Kandidaten für Peoplesofts Board

25.11.2004
Oracle bereitet sich auf einen Proxy-Fight auf Peoplesofts Hauptversammlung im kommenden März vor und hat fristgerecht vier Kandidaten für das Board des Konkurrenten benannt.

Oracle richtet sich offenbar auf einen länger andauernden Übernahmekampf mit Peoplesoft ein. So hat der Datenbankspezialist fristgerecht vier Kandidaten für die Verwaltungsratswahlen nominiert, die Peoplesoft auf seiner nächsten Hauptversammlung Ende März 2005 abhalten wird. Nachdem das Peoplesoft-Management auch nach dem Aktionärsvotum, anlässlich dessen Oracle über 60 Prozent der Anteile zugesagt worden waren, an seinem Widerstand gegen die feindliche Übernahme festhält, dürften sich die Querelen bis ins nächste Jahr hinziehen.

Wir haben das Peoplesoft-Board über unsere Kandidatenliste informiert, gab Oracle-Chairman Jeffrey Henley nüchtern bekannt. Nachdem die Mehrheit der Peoplesoft-Aktionäre offenbar gewillt sei zu verkaufen, wolle man diesen Anteilseigenern eine Wahl bieten. Sollte Oracle die Wahlen gewinnen, hätte der Datenbankanbieter die Mehrheit im siebenköpfigen Verwaltungsrat, und könnte dann die feindliche Übernahme endlich abschließen. Der Kampf dauert nun schon fast 18 Monate.

Man habe von den Plänen Kenntnis genommen, teilten die Peoplesoft-Verantwortlichen kurz angebunden mit. "Wir glauben, Oracle hat diese Kandidaten aufgestellt, um Peoplesoft zu einem unangemessenen Preis zu übernehmen, der nicht dem wahren Wert des Unternehmens entspricht", hieß es in einer offiziellen Stellungnahme. Ferner wies das Management zum wiederholten Mal auf den nach eigenem Ermessen positiven Geschäftsausblick für das nächste Jahr hin, und betonte die Eigenständigkeit Peoplesofts.

Bis zur Hauptversammlung des im US-amerikanischen Pleasanton beheimateten Softwareanbieters gehen die Übernahmeauseinandersetzungen vor Gericht weiter. So versucht Oracle derzeit vor einem Gericht im US-amerikanischen Bundesstaat Delaware Peoplesofts Abwehrmaßnahmen verbieten zu lassen. Das Peoplesoft-Management kann laut den eigenen Statuten neue Anteile ausgeben, sobald ein Investor mehr als 20 Prozent des Aktienbestandes hält. Diese Giftpille könnte die feindliche Übernahme für Oracle deutlich teurer machen, als ursprünglich geplant. Außerdem muss Oracle dann trotz der jüngst zugesagten Papiere um seine Aktienmehrheit bangen.

Die Entscheidung, ob Peoplesoft weiter mit dieser Giftpille drohen darf, hat Richter Leo Strine jedoch vorerst vertagt. Der zwischenzeitlich unterbrochene Prozess wurde am 24. November nur mit einer kurzen Anhörung fortgesetzt. Angesichts der jüngsten Ereignisse benötige er zusätzliche Informationen von Seiten Peoplesofts, erklärte der Richter. Die Verantwortlichen müssten ihm erklären, warum sie nach dem Mehrheitsvotum pro Oracle an ihrer Abwehrhaltung festhielten. Die Verhandlung wird am 13. und 14. Dezember fortgesetzt. Wann Strine ein Urteil fällen wird, ist noch nicht abzusehen. (ba)