Konkurrenzdruck zwingt zum Handeln

Oracle: Neue Preismodelle für die Produkte

24.12.1999
MÜNCHEN (CW/IDG) - Datenbankspezialist Oracle hat zum Teil drastische Preissenkungen für seine wichtigsten Produkte angekündigt. Darüber hinaus soll das Internet stärker als Vertriebsmedium genutzt werden. Für das am 30. November beendete zweite Quartal meldete die Larry-Ellison-Company einen unerwartet hohen Ergebniszuwachs.

Unternehmensangaben zufolge wird die "Standard Edition" von "Oracle 8i" um 40 Prozent billiger, bei der "Enterprise Edition" sinkt der Preis sogar um 50 Prozent. Die Standardvariante kostet demnach künftig 15 statt 25 Dollar pro Power-Unit, der Oracle-internen Maßeinheit zur Bewertung von Server-Leistung. Die Unternehmensversion kommt auf 100 statt bis dato 200 Dollar. Für Großkunden soll es standardisierte Rabatte für bestimmte Lizenzvolumina geben. Laut Chari Lazaridis, Sprecherin der deutschen Oracle-Niederlassung, gilt das in den USA angekündigte Preismodell auch hierzulande.

Analysten reagierten positiv auf die Ankündigung, warnten allerdings davor, daß die neue Preisstruktur vermutlich drei bis vier Quartale benötigen werde, um sich positiv in der Bilanz von Oracle niederzuschlagen. "In Wahrheit handelt es sich um eine Standardisierung, nicht um eine Preissenkung", erläuterte James Pickrel von Hambrecht & Quist. "In der Vergangenheit wurde praktisch jeder Deal individuell ausgehandelt - oft mit kräftigen Rabatten, weil die Vertriebsleute ihre Quartals- und Jahresziele erfüllen wollten."

Ellison räumte offiziell ein, man beuge sich in erster Linie dem Druck der Kunden. Diese hätten sich vermehrt darüber beschwert, daß die Oracle-Produkte zu schwer zu handhaben und vor allem zu teuer seien. Beobachter vermuten auch, daß der wachsende Konkurrenzdruck, vor allem durch Microsoft mit seinem "SQL Server", und die jüngsten Attacken des Erzrivalen SAP dahinterstecken. Die Walldorfer hatten sich vor kurzem im Bereich Low-end-Datenbanken mit der Gates-Company und im High-end-Sektor mit IBM verbündet.

Unabhängig davon will Oracle ab sofort nur noch bei Abschlüssen mit einem Volumen von über 500000 Dollar Vertriebsbeaufragte zum Kunden schicken (bisher wurden 98 Prozent aller Verkäufe auf diese Weise abgewickelt). Diese "magische Grenze" soll über kurz oder lang sogar auf eine Million Dollar abgehoben werden. Oracle-Chef Ellison erklärte, er rechne damit, daß Ende kommenden Jahres alle Deals bis zu einer Million Dollar über die Website seiner Company laufen. "Man kann kein Verfechter des E-Business sein und gleichzeitig seine Geschäfte so betreiben wie bisher", sagte der Oracle-Chef.

Positiv stimmten die Analysten auch die jüngsten Geschäftszahlen des Datenbankriesen. Für das zweite Quartal 1999/00 meldet Oracle einen im Vorjahresvergleich von 2,1 auf 2,3 Milliarden Dollar gestiegenen Umsatz. Das Ergebnis nach Steuern kletterte sogar um 40 Prozent von 274 Millionen Dollar oder 19 Cent je Aktie auf 384 Millionen Dollar beziehungsweise 26 Cent pro Anteilschein.