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Oracle muss Hardware lernen

14.09.2011
Von 
Martin Bayer ist Chefredakteur von COMPUTERWOCHE, CIO und CSO. Spezialgebiet Business-Software: Business Intelligence, Big Data, CRM, ECM und ERP.

Anwender wollen Virtualisierung

"Das Prepackaging von Software und Hardware hat in meinen Augen nie wirklich funktioniert." Rüdiger Spies, IDC.
"Das Prepackaging von Software und Hardware hat in meinen Augen nie wirklich funktioniert." Rüdiger Spies, IDC.
Foto: IDC

Die Kunden scheinen nicht überzeugt. Die Doag sieht wenig Bedarf an vorintegrierten Hochleistungsmaschinen und mahnt stattdessen Verbesserungen im Bereich der Virtualisierungssoftware an. Vor allem mittelständische Anwender fühlten sich mit passenden Virtualisierungslösungen besser bedient als mit fertigen Appliances, auch wenn diese in kleineren Formaten wie Half- und Quarter-Rack-Systemen angeboten würden. In einer Umfrage äußerten sich 90 Prozent der befragten Doag-Mitglieder insbesondere mit Oracles Lizenzbedingungen im Bereich Virtualisierung unzufrieden.

Der Streitpunkt: Gängige x86-Virtualisierungslösungen wie VMware, HyperV oder Xen werden von Oracle als Soft-Partitioning eingestuft. Das hat zur Folge, dass darunter laufende Oracle-Produkte für den kompletten Server beziehungsweise Server-Verbund in Lizenz genommen werden müssen. Im x86-Umfeld sind nur die Oracle VM und die mittlerweile ebenfalls zu Oracle gehörenden Solaris-Container als Hard-Partitioning anerkannt. Damit müssten nur die zugewiesenen Prozessoren lizenziert werden. Die Doag fordert nun eine Gleichbehandlung aller x86-Virtualisierungslösungen bezüglich der Einordnung nach Hard- und Softpartitioning. Das lehnt das Oracle-Management ab. Jeb Dasteel, Chief Customer Officer von Oracle, habe signalisiert, dass keine Änderungen der Lizenzierungsregeln geplant seien, berichten die Doag-Vertreter. Auch Schroeder sieht offenbar keinen Handlungsbedarf. Es gebe zwar unterschiedliche Standpunkte. Oracle orientiere sich aber am Rest der Industrie.

Für Saacke ist Oracles Stoßrichtung klar. Der IT-Konzern versuche, seine Kunden in Richtung dedizierter Maschinen à la Exadata und Exalogic zu drängen. Oracle sehe hierin eine strategisch Alternative zur Virtualisierung und wolle über das Paket die Marge im Hardwarebereich in die Höhe treiben. Saackes Fazit: "Schon allein deshalb ist Oracle nicht daran interessiert, das Pricing für die Kunden im Virtualisierungsumfeld attraktiver zu machen."

Neben den integrierten Systemen arbeitet Oracle auch an Roadmaps für die zugrunde liegenden Hardwarebausteine wie die Sparc-Prozessorarchitektur, die Server-Linien der M- und T-Serie sowie die x86-Server und die Storage-Systeme. Die Leistung der Sparc-Architektur soll sich Schröder zufolge alle zwei Jahre verdoppeln. Gleichzeitig sei geplant, die Plattform zu vereinheitlichen. Derzeit arbeiteten in den beiden Sparc-Server-Serien unterschiedliche CPU-Typen. Die T-Server sind mit weniger CPUs, aber dafür mit bis zu 16 Rechenkernen je Prozessor für mehr Durchsatz optimiert. Die M-Server können dagegen mit bis zu 64 CPUs mehr Prozessoren aufnehmen, die jedoch jeweils mit maximal vier Cores weniger Rechenkerne beinhalten. Damit eigneten sich die M-Server besser für Single-Thread-Anforderungen. 2015 soll es eine einzige Sparc-Architekur geben, die zwischen einem und 64 Sockel bestücken kann.