Oracle, Macromedia und Caligari mit erfolgstraechtigen Loesungen Multimedia bleibt vorerst ein Angebot fuer die Kinderstuben

24.02.1995

SAN FRANZISKO (ade) - Computerfirmen, TK-Konzerne, TV- und Kabelgesellschaften, Verleger, Software- und Musikverlage, Online- Anbieter und unzaehlige unabhaengige Produzenten gehen seit einiger Zeit mit dem Begriff Multimedia hausieren. Dennoch lassen realisierte Vorhaben zumindest in der professionellen DV-Szene trotz etwa 65 verfuegbarer Entwicklungs-Tools noch auf sich warten. Lediglich bei Anbietern von animierten PC-Computerspielen klingeln bereits kraeftig die Kassen.

In Kalifornien, dem Mekka der Multimedia-Technologie schiessen Unternehmen, die sich auf die Entwicklung von interaktiven CD-ROM- und Online-Applikationen spezialisiert haben, wie Pilze aus dem Boden. Etwa 6,9 Milliarden Dollar, so das Marktforschungsinstitut Frost & Sullivan, haben Multimedia-Anbieter im letzten Jahr weltweit eingenommen. Bis 1998 soll dieses Business nach Meinung der Analysten auf etwa 21,4 Milliarden Dollar anwachsen. Eine Studie von The Electronic Industries Association belegt: Rund 33 Prozent aller US-Haushalte besitzen bereits einen PC.

Doch waehrend sich Anbieter von multimedialen Spielen stetig steigenden Verkaufszahlen erfreuen, hapert es noch immer an produktivitaetsfoerdernden Multimedia-Anwendungen fuer die Industrie. Lediglich Oracle, Macromedia und Caligari konnten die Besucher der 10. Intermedia-Messe in San Franzisko ueberzeugen. So hat Oracle mit einem World-Wide-Web-Interface eine Schnittstelle fuer das Internet vorgestellt, mit der sich Web-Server und Oracles Datenbank "Oracle 7" verbinden lassen.

Entertainment macht 40 Prozent des Geschaefts aus

Mit der Schnittstelle koennen Anwender via Internet auf Informationen, die auf Oracle-7-Unternehmensdatenbanken basieren, weltweit zugreifen. Ferner bietet Oracle mit "Book 2.2" ein Paket, das es Benutzern ermoeglicht, Multimedia-Dokumente ueber Corporate Networks sowie ueber das Internet zu uebermitteln.

Auch Macromedia sorgte mit seinem Authoring-Tool "Authoware 3.0" fuer reges Interesse. Das fuer Windows- und Macintosh-Rechner erhaeltliche Multimedia-Paket erlaubt es Anwendern, Hyperlinks zwischen Multimedia-Elementen und -Titeln zu erstellen sowie Text im Rich-Text-Format zu importieren. Ausserdem wurde das fuer den April angekuendigte Produkt fuer den Einsatz mit dem unternehmenseigenen Entwicklungsprogramm "Director" optimiert.

Zu den wenigen interessanten Anbietern auf der Messe gehoerte auch die Caligari Corp. Mit der Version 2.0 des Grafik- und Animationspakets "Truespace" fuer Windows lassen sich 3D-Objekte in Echtzeit rendern. Des weiteren koennen Benutzer dreidimensionale boolesche Operationen durchfuehren. In den USA ist das Paket fuer rund 800 Dollar erhaeltlich. Insgesamt bleibt Multimedia allerdings fuer den professionellen DV-Einsatz eine exotische Ausnahme. Im privaten Bereich verdienen sich etliche Anbieter von Spielen oder Lernprogrammen dagegen eine goldene Nase: "Entertainment macht 40 Prozent des gesamten Multimedia-Business aus", so Richard Eittreim, Chef beim Spielehersteller Mindscape in Novato, Kalifornien.

Der Director fuer International Business Development: Rund 11000 Games wurden alleine im letzten Jahr weltweit an die vorwiegend junge Kundschaft gebracht. Die grossen Gewinner in diesem Geschaeft seien, so Eittreim, jedoch laengst nicht mehr die Hersteller von Spielen fuer "dumme" Videokonsolen wie Nintendo oder Sega. Die Komplexitaet der Spiele erfordere schlichtweg groessere Speicherkapazitaeten. Seit Einfuehrung der Compact Disc (CD) konnten sich computerbasierte Games fuer PCs oder Macintoshes knapp 65 Prozent des Marktanteils an elektronischen Spielen sichern.

Die CD bleibt der Schluessel zum Erfolg

Auch beim ehemaligen Amiga-Spezialisten und nach Lucas Arts und Electronic Arts mittlerweile zum drittgroessten PC-Spielehersteller avancierten Anbieter Broderbund sind CDs der Schluessel zum Erfolg. Zwar werden Online-Services in Zukunft zweifelsohne die CD bei der Distribution abloesen, doch "das wird noch acht bis zehn Jahre dauern", prognostizierte Steven Dunphy, Director of Business Development beim Shooting Star der Spielebranche.

"Die Kinder beeinflussen diesen Markt sehr", fasst Edie Okamoto, Praesidentin des Analysten-Teams International Marketing and Media aus Mill Valley, Kalifornien, ihre Erfahrungen mit dem Multimedia- Geschaeft in den USA zusammen. Etwa 40 Prozent des Multimedia- Geschaefts werde aus den Kinderzimmern rund um den Globus finanziert.

Dennoch werde sich die Multimedia-Technologie frueher oder spaeter auch in den unterschiedlichen Industriesparten etablieren. Komplikationen erwartet dabei jedoch Klaus Burmeister, Anwalt bei Baker & McKenzie: "Die rechtliche Seite im Multimedia-Bereich wirft noch Probleme auf." Allein die Frage nach dem bei inter- und nationalen Unternehmens-Zwistigkeiten zustaendigen Gericht sei noch ungeklaert.