Überambitionierte Roadmap

Oracle macht Rückzieher bei Java EE 7 für die Cloud

03.09.2012
Von 
Thomas Cloer war Redakteur der Computerwoche.
Tja, Java EE 7 wird dann wohl doch nicht der versprochene "beste Application Server für die Cloud".

Die Oracle OpenWorld mit anhängender JavaOne steht vor der Tür, und wie schon in den vergangenen Jahren werden wichtige Features aus der Java-Roadmap gestrichen. Nachdem Oracle kürzlich bereits die Modularisierung von Java SE 8 verschoben hatte, muss jetzt auch die Cloud-Eignung von Java Enterprise Edition (EE) 7 dran glauben.

"Obwohl wir unser Bestes gegeben haben, kommen wir auf der Cloud-Seite unserer Agenda nur langsam voran", konzediert Linda DeMichiel, Specification Lead für Java EE 7, in einem Blogpost. Ordentliche Unterstützung für PaaS-Umgebungen (Platform-as-a-Service) und Multi-tenancy würde das Projekt wohl nochmals um ein Jahr verzögern, schreibt sie weiter.

"Wir haben des Java EE 7 Expert Group deswegen vorgeschlagen, dass wir unseren Handlungsplan entsprechend anpassen - nämlich an unseren aktuellen Release-Terminen festhalten und die verbleibenden Aspekte unserer Agenda in puncto Unterstützung von PaaS und Multi-tenancy auf Java EE 8 verschieben", so De Michiel. "Teilweise ist das unserem vorsichtigen Herangehen geschuldet in dem Bemühen, die Dinge 'richtig' zu machen angesichts mangelnder Branchenerfahrung mit der Cloud, als wir diese Arbeiten begonnen haben."

Überambitionierte Produkt-Roadmaps werden nach Einschätzung des britischen Branchendienstes "The Register" immer mehr zum Markenzeichen von Java. Im Juli hatte Oracle mit der Modularisierung eines der ursprünglich geplanten Kern-Features von Java SE 8 verschieben müssen - und da lag Java SE 8 bereits ein Jahr hinter dem Zeitplan zurück.

Trotz des Rückziehers von Java-Gralshüter Oracle bemühen sich Cloud-Anbieter bereits, Java-Unternehmensanwendungen auf ihren Plattformen zu unterstützen. Viele haben dafür allerdings das leichtgewichtigere Framework "Sping" und nicht Java EE gewählt.

De Michiel verweist darauf, dass unter anderem CloudBees und Red Hat in ihren Cloud-Umgebungen zumindest Teile der aktuellen Java-EE-Spezifikation unterstützen und mit zunehmender Erfahrung hoffentlich dann Java EE 8 dabei helfen könnten, die verbleibenden Cloud-Komponenten nicht vor der Zeit zu standardisieren. "Wir glauben natürlich auch weiterhin daran, dass Java EE sehr wohl für die Nutzung in der Cloud geeignet ist", so die Specification Lead, "auch wenn diese Nutzung vielleicht noch nicht ganz für die Standardisierung reif ist."