Oracle jongliert mit Deutschland-Zahlen

01.08.2006
Die Oracle-Verantwortlichen versuchen, die Geschäfte hierzulande besser aussehen zu lassen.

Im Ende Mai abgeschlossenen Fiskaljahr 2005/06 nahm Oracle in Deutschland 464 Millionen Euro ein. Das bedeutet im Vergleich zu den 444 Millionen Euro ein Jahr zuvor ein Wachstum von 4,5 Prozent. Damit tut sich der weltweit zweitgrößte Softwarehersteller im hiesigen Markt weiterhin schwer. Nachdem im Geschäftsjahr 2003/04 die Umsätze um zwei Prozent zurückgegangen waren, verzeichnete der Hersteller im darauf folgenden Jahr 2004/05 ein leichtes Plus von drei Prozent von 430 auf 444 Millionen Euro.

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Verwirrung um Peoplesoft-Zahlen

Nach Angaben von Oracles neuem Deutschland-Chef Jürgen Kunz während der Bilanz-Pressekonferenz vor einer Woche seien in den Umsatzzahlen der beiden zurückliegenden Geschäftsjahre jeweils die Einnahmen des Anfang vergangenen Jahres übernommenen Softwareanbieters Peoplesoft mit enthalten. Auf spätere Nachfrage der computerwoche korrigiert sich der neue Geschäftsführer: "Die Umsätze von Peoplesoft waren im Geschäftsjahr 2004/05 noch nicht in den Deutschland-Umsatz einbezogen."

Damit bestätigt Kunz Aussagen seines Vorgängers Rolf Schwirz, der mit dem Ende des zurückliegenden Geschäftsjahres auf Emea-Ebene gewechselt war. In Deutschland wurde die Fusion erst am 17. Juni 2005 offiziell vollzogen, also im ersten Monat des Geschäftsjahres 2005/2006.

Vor diesem Hintergrund erscheinen die jüngsten Zahlen Oracles damit aber in einem deutlich schlechteren Licht. Ex-Deutschland-Chef Schwirz hatte vor Jahresfrist noch von einem Rekordergebnis Peoplesofts in Deutschland geschwärmt. 2004 hätte der Softwareanbieter zwischen 50 und 65 Millionen Euro hierzulande eingenommen. Setzt man diese Zahl mit Oracles Umsatz von 444 Millionen Euro im Fiskaljahr 2004/05 in Beziehung, und vergleicht das Ergebnis mit den jüngsten Einnahmen von 464 Millionen Euro, liegt der Schluss nahe, dass Oracle entweder mit den eigenen Produkten deutlich weniger Geschäft gemacht hat oder der Markt mit den Peoplesoft-Lösungen nach der Übernahme hierzulande komplett eingebrochen ist.

Oracle räumt Probleme im Geschäft mit den Peoplesoft-Lösungen ein. "Die Geschäftstätigkeit von Peoplesoft hatte im abgelaufenen Fiskaljahr einen minimalen Einfluss auf das Gesamtergebnis, da nach 18-monatigen Übernahmeverhandlungen die Peoplesoft-Kunden mit entsprechenden Aufträgen sehr zurückhaltend waren", gibt Kunz zu. Damit dürften Spekulationen neuen Auftrieb erhalten, der Abgang von Schwirz sei auf die schlechten Geschäfte zurückzuführen.

Kunz soll es richten

Diese in Schwung zu bringen, fällt nun mit Beginn des neuen Geschäftsjahres Kunz zu. Trotz des eher flauen Geschäftsverlaufs bleibt der Manager optimistisch. Sein Wachstumsziel für das laufende Fiskaljahr liegt im niedrigen zweistelligen Prozentbereich. Außerdem habe sich die Stimmung der Peoplesoft-Anwender gebessert.

In Deutschland tut sich Oracle gerade im Applikationsgeschäft gegen den übermächtigen Branchenprimus SAP jedoch nach wie vor schwer. Kunz bezeichnete den hiesigen Markt als angespannt. Allerdings gibt es nach Angaben des neuen Deutschlandschefs auch Anlass zur Hoffnung. So wird im laufenden Geschäftsjahr erstmals der übernommene CRM-Spezialist Siebel auch in Deutschland seinen Beitrag zum Umsatz leisten. Seit Anfang Juni ist die international bereits Anfang 2006 vollzogene Übernahme auch in Deutschland unter Dach und Fach. Bleibt nur abzuwarten, wie sich die Siebel-Umsätze in Jahr eins nach der Akquisition durch Oracle entwickeln. Peoplesoft war erst einmal kein gutes Beispiel. (ba)