Oracle geht gegen Lizenzhändler vor

10.02.2006
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Martin Bayer ist Chefredakteur von COMPUTERWOCHE, CIO und CSO. Spezialgebiet Business-Software: Business Intelligence, Big Data, CRM, ECM und ERP.
Mit einer einstweiligen Verfügung gegen Usedsoft glaubt der Datenbankspezialist, den Markt für gebrauchte Lizenzen empfindlich getroffen zu haben. Doch die Secondhand-Händler wehren sich.

Der Handel mit gebrauchten Softwarelizenzen beziehungsweise der Weiterverkauf von Softwarelizenzen an Dritte ist rechtswidrig", meinen die Oracle-Verantwortlichen und beziehen sich dabei auf eine Entscheidung des Landgerichts München vom 19. Januar 2006. Der Datenbankspezialist hatte gegen den Münchner Secondhand-Lizenzhändler Usedsoft eine einstweilige Verfügung erwirkt. Usedsoft darf nun keine gebrauchten Oracle-Lizenzen mehr verkaufen oder dafür werben.

Hier lesen Sie …

  • warum Usedsoft keine gebrauchten Oracle-Lizenzen mehr verkaufen darf;

  • warum die Secondhand-Lizenzhändler weiter an ihre Geschäftsidee glauben;

  • wo für Käufer von Gebrauchtlizenzen Risiken liegen und wo nicht.

Anwendern fällt es meist nicht leicht, den Durchblick im Paragrafendschungel der Lizenzverträge zu behalten.
Anwendern fällt es meist nicht leicht, den Durchblick im Paragrafendschungel der Lizenzverträge zu behalten.
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Seit rund drei Jahren handeln Unternehmen wie Usedsoft oder Susen Software mit Lizenzen aus zweiter Hand. Das Geschäftsmodell beruht darauf, Lizenzen, die Unternehmen aufgrund von Personalabbau oder Insolvenzen nicht mehr benötigen, aufzukaufen und mit Gewinn weiterzuvertreiben. Die Preise für diese Gebrauchtsoftware liegen in aller Regel deutlich unter den Listenpreisen der Hersteller.

Die Secondhand-Händler sehen sich nach einem Urteil des Bundesgerichtshofs (BGH) aus dem Jahr 2000 rechtlich auf der sicheren Seite. Damals hatte Microsoft einen Händler verklagt, der OEM-Lizenzen separat ohne dazugehörigen Rechner verkaufen wollte. Der weltgrößte Softwarekonzern unterlag. Die Richter kamen aufgrund des "Erschöpfungsgrundsatzes" zu dem Schluss, das Verbreitungsrecht Microsofts habe sich erschöpft, nachdem die entsprechenden Softwarekopien mit Zustimmung des Herstellers in Verkehr gebracht wurden.

Doch Ende vergangenen Jahres wurde es Oracle offenbar zu viel. Dabei hat Usedsoft gar keine Oracle-Lizenzen weiterverkauft, beteuert Peter Schneider, Chef des Softwarehändlers. Der Firma seien Oracle-Lizenzen mit gültigen Wartungsverträgen angeboten worden, deren Lizenzform vom Hersteller heute nicht mehr offeriert wird. Deshalb sei das Angebot für einige Unternehmen sehr interessant gewesen. Usedsoft habe es bislang lediglich durch Mailing-Aktionen beworben. "Das war für Oracle der Anlass, mit dem großen Knüppel draufzuhauen."