Social-Funktionen angekündigt

Oracle feiert bescheidenen Fusion-Erfolg

02.10.2012
Der Softwarekonzern trommelt auf seiner Hausmesse für die neuen Anwendungen "Fusion Applications", will aber dennoch andere Softwarelösungen weiter pflegen.
Foto: Oracle

Vor einem Jahr gestartet, gibt es heute schon mehr als 400 Kunden, die "Fusion Applications" lizenziert haben, von denen über hundert Anwender ihre Implementierungen bereits produktiv geschaltet haben. Dies war die zentrale Botschaft von Oracles Anwendungssoftware-Geschäftseinheit auf der Hausmesse "OpenWorld 2012" in San Francisco. "Start und Verlauf sind astronomisch", schwärmte Chris Leone, Oracle Manager für das Applications-Development, mit Blick auf die Verkaufszahlen. "Fusion ist wirklich angekommen." Die Erleichterung über den positiven Verlauf scheint groß, immerhin war der Erfolg zum Start nicht unbedingt absehbar, hatte sich das Fusion-Projekt doch um einige Jahre verzögert.

Doch nicht jeder lässt sich von den Zahlen derart beeindrucken, insbesondere wenn man den Fusion-Erfolg in Relation zum übrigen Oracle-Geschäft setzt. Ray Wang, CEO des Analystenhauses Constellation Research klang angesichts der Fusion-Verkäufe etwas weniger euphorisch: "Das Unternehmen hat recht verhaltene Erwartungen hinsichtlich der Entfaltung gehabt. Es hat wirklich hart daran gearbeitet, den Kunden zum reibungslosen Start zu verhelfen. Für Oracle ist es ein guter Beginn." In jedem Fall sei es spannend zu beobachten, wie die Verantwortlichen die Akzeptanzrate in den kommenden Jahren steigern, ergänzte Wang.

Hohe Release-Taktfrequenz

Unter technischen Aspekten schlägt Oracle eine hohes Schritttempo ein, immerhin hat der Konzern bereits das fünfte Release herausgebracht und ist damit deutlich fixer als mancher SaaS-Anbieter (Software as a Service). Die hohe Geschwindigkeit führt dazu, dass die Software zügig optimiert wird und den Kunden immer wieder neue Funktionen in kleinen Häppchen zur Verfügung gestellt werden, das Einspielen der neuen Releases aber stets in einem überschaubaren und vertretbaren Rahmen bleibt.

Nach einem Jahr auf dem Markt zeigt sich zudem, dass die meisten Anwender die Option einer Cloud-Installation wählen, typischerweise aber auch eine "Koexistenz-Strategie" verfolgen, so Oracle-Manager Leone: Sie nutzen einige Fusion-Module zusammen mit vorhandenen Oracle-Applikationen, selten werden Fusion-Projekte gestartet, um Altinstallationen komplett zu ersetzen, wenngleich es durchaus Anwender geben würde, die ein "Full-Suite Deployments", also eine Einführung des Komplettpakets in Erwägung ziehen, sagte Leone.

Social-Network-Ergänzungen

Der Manager gewährte dem Auditorium zudem einen Blick in die Fusion-Pläne. In den kommenden Jahren wird es demnach einige Produktneuerungen geben, beispielsweise arbeitet das Team an einer funktionalen Erweiterung in Richtung Social Networking. Zwar integriert die Applikationssammlung bereits mit den ersten Releases einige solcher Funktionen, doch die jüngsten Oracle-Akquisitionen verschaffen den Entwicklern Zugriff auf neue und weitere Social-Software-Lösungen, die nun nach und nach in Fusion eingearbeitet werden sollen. "Social Software wird das zentrale Thema unseres künftigen Fahrplans sein", versprach Leone.

Doch trotz dieser Konzentration auf die neue Softwarefamilie will man die anderen Produktlinien nicht aus den Augen verlieren. Das Management betonte, dass es keine Abstriche an Support und künftigen Funktionserweiterungen bei den Business-Softwarelösungen etwa von JD Edwards geben werde. Das ist auch sinnvoll, denn Fusion steuert bislang nur wenig zum Oracle-Umsatz bei, für einen verlässlichen und breiten Geldstrom sorgen hingegen die Wartungsgebühren, die Kunden für die klassischen Business-Applikationen entrichten.

Bekenntnis zu JD Edwards, Siebel und Peoplesoft

"Siebel CRM spielt weiterhin eine bedeutende Rolle in der Softwarestrategie unserer Kunden, weil die Funktionalität auf vertikale Industrien ausgelegt ist", sagte Anthony Lye, Senior Vice-President für Cloud-Applicationen bei Oracle. "Für uns entsteht damit die Verpflichtung, weiterhin Neuerungen in diesen Applikationen einzuführen." Zudem wolle man die Kosten reduzieren, damit die Software noch viele Jahre seine Position als ein großartiges Produkt behaupten könne, warb Lye.

Für PeopleSoft stellt das Unternehmen im kommenden Jahr einen großen Release-Wechsel auf 12.2 in Aussicht, ohne jedoch allzu viele Einzelheiten preiszugeben. Eine Funktionserweiterung wird wohl das Online-Patching sein: "Unsere Kunden fragen schon mehr als 20 Jahre danach", sagte Cliff Godwin, Senior Vice-President Applications Development. "Wir erwarten, dass das Feature die mit der E-Business-Suite verbundene geplante Downtime erheblich, möglicherweise bis auf wenige Minuten reduzieren wird." Zudem kündigte das Unternehmen neue HTML5-basierende mobile Applikationen für PeopleSoft an. (jha)

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