Trübe Aussichten für das laufende Jahr

Oracle entgleitet das Lizenzgeschäft

22.03.2002
MÜNCHEN (CW) - Der US-amerikanische Softwarekonzern Oracle hat ein schwaches Quartalsergebnis vorgelegt. Vor allem das Geschäft mit Neulizenzen brach ein. Zudem warnte die Company vor einem schleppenden Geschäftsverlauf in den nächsten Monaten.

Mit trüben Aussichten haben die Datenbanker von Oracle in der vergangenen Woche die Finanzgemeinde erschreckt: Das dritte Fiskalquartal (Ende: 28. Februar) konnte zwar im Rahmen der kurz zuvor reduzierten Erwartungen abgeschlossen werden, im laufenden Dreitmonatszeitraum hingegen stehen die Zeichen auf Sturm. Im Vergleich zum Vorjahr sollen die Lizenzumsätze um rund ein Drittel schrumpfen.

Für sein drittes Quartal wies der kalifornische Softwarekonzern einen Nettogewinn von 508 Millionen Dollar oder neun Cent je Aktie aus. Damit wurden die Anfang März reduzierten Erwartungen erfüllt. Im Vergleichsquartal des Vorjahres hatte der Profit 582,7 Millionen Dollar oder zehn Cent je Anteilschein betragen. Oracles Umsatz reduzierte sich im Jahresvergleich von 2,67 Milliarden Dollar um 17 Prozent auf 2,23 Milliarden Dollar.

Bei seiner letzten Warnung hatte das Unternehmen bereits einen Rückgang der Lizenzeinnahmen um rund 27 Prozent prognostiziert. Aktuell ausgewiesen wurde nun ein Minus von 30 Prozent gegenüber dem Berichtszeitraum des Vorjahres: Nur noch 789,6 Millionen Dollar nahmen die Datenbanker mit Neulizenzen ein. In den USA hat sich der Verkauf von Datenbanken um 28 Prozent verringert, das Geschäft mit Anwendungen halbierte sich sogar. In Asien brachen Datenbanklizenzen um ein Drittel ein, Applikationen schrumpften um 25 Prozent. Lediglich Europa konnte sich gegen den Trend stemmen: Hier sanken die Gesamteinnahmen um acht Prozent.

Für eine nachhaltige Enttäuschung sorgte jedoch der Ausblick von Oracles Finanzchef Jeff Henley: Er beurteilte die Chancen für eine Erholung des Geschäfts als "ausgesprochen trübe" und erklärte, er rechne für die kommenden ein bis zwei Quartale noch nicht mit einem Anstieg der IT-Investitionen. Im laufenden vierten Quartal, das am 31. Mai endet, soll der Gewinn pro Aktie laut Henley ein bis zwei Cent niedriger ausfallen als im Vorjahreszeitraum, in dem Oracle 15 Cent je Anteilschein verdient hatte. Die Wallstreet-Analysten waren bislang von 14 Cent Gewinn pro Aktie ausgegangen. Oracle selbst hatte im Dezember verkündet, man lande bei 17 bis 18 Cent Gewinn.

Dessen ungeachtet kann der Konzern im gesamten Geschäftsjahr 2001 voraussichtlich rund zwei Milliarden Dollar Nettogewinn einstreichen. Dies hängt auch damit zusammen, dass die Datenbanker ihre operativen Kosten um knapp 20 Prozent zu senken vermochten. (ajf)