Neues Betriebssystem von Microsoft ins Visier genommen:

Oracle-Datenbank sprengt Speichergrenzen

03.04.1987

BELMONT/MÜNCHEN (CW) - Eine neue Version ihres Datenbank-Management-Systems wird die Oracle Corp. voraussichtlich noch in Diesem Monat ankündigen. Das Produkt mit der Bezeichnung "Professional Oracle" soll die Möglichkeit bieten, mehr als 640 KB RAM-Speicher zu adressieren, und den vollen Funktionsumfang von Oracle 5.1 zu unterstützen.

In der neuen Form verfügt das Datenbank-Management-System laut Anbieter über verteilte DB-Fähigkeiten, einen Query-Optimizer und Sicherheitseinrichtungen. Außerdem könne der Benutzer Tabellen zu Clustern zusammenfassen und sie relational sortieren. Zielhardware ist der IBM PC AT; als Betriebssystem kommt laut Anbieter vorläufig PC-DOS oder MS-DOS 3.1 zum Einsatz.

Außerdem bietet das Produkt 500 KB RAM-Speicher für Benutzer, die auf dem PC Mainframe-Datenbankapplikationen entwickeln und ausführen wollen. Das Paket ist laut Anbieter ferner kompatibel zu DB2; dies bedeutet Oracle zufolge, daß DB2-Anwendungen künftig auch auf dem PC laufen können.

"Oracle Professional" verwendet Herstellerangaben zufolge den auf den 80286-Mikroprozessor von Intel bezogenen Protected Mode, der es Anwendungen erlaubt, bis zu 16 MB RAM-Speicher zu adressieren. Obwohl die DV-Industrie schon seit längerer Zeit auf ein Betriebssystem wartet, das den "Protected Mode" unterstützt, haben sich bisher die Anbieter in diesem Bereich nicht besonders engagiert. Microsoft hat ein solches Produkt in der Pipeline; bis es auf den Markt kommt, könnte jedoch noch ein Jahr vergehen, heißt es in Fachkreisen.

Inzwischen gibt es bereits Produkte anderer US-Hersteller, die den "Protected Mode" nutzen. Anbieter wie beispielsweise die Ansa Software Co. erwägen Möglichkeiten, ihre Anwendungen im "Protected Mode" laufen zu lassen, ohne auf das neue Betriebssystem von Microsoft warten zu müssen.

Oracle wird voraussichtlich auch "Networkstation Oracle" ankündigen, ein Produkt, das auf 8088-basierten PCs läuft und diese Maschinen an Abteilungs- beziehungsweise Zentralrechner anbindet. Das System ermöglicht den Personal Computern, als verteilte Anwendungsprozessoren zu arbeiten; außerdem können Applikationen ausgeführt werden, während auf Mainframe-Datenbanken zugegriffen wird.

Ein weiteres Announcement dürfte "Lanserver Oracle" umfassen. Dieses System soll 80286- und 80386-basierte Systeme in Multiuser-Datenbankmaschinen verwandeln.