US-Justizministerium gestattet J.D. Edwards-Übernahme durch Peoplesoft

Oracle-Chef Ellison will die Sache durchziehen

18.07.2003
MÜNCHEN (CW) - Das US-amerikanische Justizministerium erhebt keine Einwände gegen die Übernahme von J.D. Edwards durch Peoplesoft. Oracle-Chef Lawrence Ellison, der seinerseits Peoplesoft kaufen will, stellt sich auf einen längeren Kampf ein. Die Frist für Peoplesoft-Aktionäre, die an Oracle verkaufen wollen, wurde ein zweites Mal verlängert.

Peoplesoft-Chef Craig Conway bezeichnete die Entscheidung des US-Justizministeriums, keine weiteren Untersuchungen zum Deal mit J.D. Edwards anzustellen, als großartige Nachricht. Damit sei der Weg für die Anfang Juni angekündigte Übernahme frei. Die Verantwortlichen rechnen damit, das Geschäft mit einem Volumen von 1,75 Milliarden Dollar bis Ende des Monats abzuschließen.

Oracle verlängert Kauffrist

Oracle stehe weiter zu seinen Übernahmeplänen, auch wenn J.D. Edwards Teil des Pakets werde, kommentierte Oracle-Sprecher Jim Finn die Entscheidung der Behörden. Um diesen Standpunkt zu bekräftigen, verlängerte der Datenbankspezialist den Zeitraum zum Kauf der Peoplesoft-Anteile, der ursprünglich am 18. Juli enden sollte. Peoplesoft-Aktionäre sollen nun bis zum 15. August Zeit bekommen, ihre Papiere für 19,50 Dollar je Aktie an Oracle zu verkaufen. Mit dieser Preisofferte bleibt Oracle bei seinem Gesamtangebot von 6,3 Milliarden Dollar.

Fonds-Manager spekulieren indes weiter auf eine Erhöhung. Zuletzt kursierten Gerüchte um einen Preis zwischen 20 und 25 Dollar je Peoplesoft-Aktie. Genährt werden diese Spekulationen durch die bislang zögerliche Resonanz auf das Oracle-Angebot. Derzeit hat der Datenbankspezialist 43,8 Millionen Aktien unter Kontrolle. Das entspricht einem Anteil von 13,8 Prozent.

Anlässlich einer Analystenkonferenz im kalifornischen Hauptquartier von Oracle bekräftigte Ellison seinen Willen, die Übernahme von Peoplesoft durchzuziehen. Wenn es nicht gelinge, die Abwehrhaltung des Peoplesoft-Vorstands zu brechen, werde Oracle eben bis nächsten Juni warten, um dann auf der Jahresversammlung mit Hilfe der bis dahin gewonnenen Anteile einen neuen, übernahmefreundlicheren Vorstand zu installieren.

Die Softwarebranche konsolidiere sich, stellt Ellison fest, und Peoplesoft sei zu klein, um als unabhängiges Unternehmen zu überleben - selbst wenn die Übernahme von J.D. Edwards klappe. Oracle sei ferner an weiteren Akquisitionen interessiert. "Stimmt der Preis, bin ich bereit, fast alles zu kaufen." So habe Oracle beispielsweise auch die Übernahme von Legato geprüft, das kürzlich von EMC geschluckt wurde. Nur aufgrund der Analyse, dass Legato-Konkurrent Veritas in Sachen Speicher-Management-Software besser aufgestellt sei, habe man den Plan verworfen.

Auf wen schießt Ellison?

Währenddessen wird der Ton zwischen den Kontrahenten immer schärfer. So verglich Peoplesoft-Chef Conway die Oracle-Offerte mit dem Angebot, seinen Hund zu kaufen, um ihn später zu erschießen. Ellisons Antwort: "Ich liebe Tiere. Wenn Craig und sein Hund nebeneinander stünden und ich hätte nur eine einzige Kugel, glauben Sie mir, sie wäre nicht für den Hund bestimmt." (ba)