Kooperationen mit Dell, Hewlett-Packard und Intel auf der Oracleworld bekannt gegeben

Oracle beschwört das Ende der Branchenkrise

22.11.2002
SAN FRANCISCO (CW) - Oracles Finanzchef Jeffrey Henley rechnet damit, dass die Nachfrage im IT-Sektor in den nächsten Monaten deutlich anzieht. Die Kunden würden wieder vermehrt in größere Projekte investieren.

Auf der Hausmesse Oracleworld des Anwendungs- und Datenbanksoftwareherstellers Oracle herrschte Optimismus. Der Anbieter sieht erste Anzeichen für eine Erholung der Wirtschaft. Neue Produkte (siehe Seite 25) sollen bei Kunden die Kosten senken und Kooperationen mit Hardwareanbietern die Entwicklung neuer Produkte vorantreiben.

Seit zwei Jahren gehen die Umsätze in der IT-Industrie zurück. "Das ist eine lange Zeit - selbst für eine Korrektur wie diese", befand Henley. Trotzdem zeigte sich der Manager in San Francisco zuversichtlich, dass der Aufschwung bald komme: "Während der ersten Hälfte des Kalenderjahres 2003 werden wir einen Umschwung sehen." Die Unternehmen arbeiteten an einer Menge von Projekten und fassten auch neue Vorhaben ins Auge.

Auch Firmenchef Larry Ellison gab sich optimistisch: Die Dinge sähen nur deshalb so schlecht aus, weil das aktuelle Klima mit dem aus dem außergewöhnlichen Jahr 2000 verglichen werde, sagte er in seinem Vortrag. Zwar seien mittlerweile viele Softwareunternehmen nach der Dotcom-Mania ausgebrannt, aber davon profitierten andere. "All diese spezialisierten Ein- oder Zwei-Produkte-Anbieter werden es sehr schwer haben, wieder zurückzukommen", sagte Ellison und prophezeite gewohnt selbstbewusst, dass die Zukunft großen Anbietern wie Oracle gehören werde.

Oracle bot außerdem eine Reihe von Branchenprominenten auf, die während der Konferenz zu den Besuchern sprachen. Unter anderem kamen Dell-Gründer und -CEO Michael Dell und Intel-President Paul Otellini zu Wort. Ein wichtiges Thema auf der Oracleworld war auch die Verfügbarkeit von Oracle-Software auf Intels neuer Prozessorgeneration Itanium. Auf der Konferenz kündigten Oracle und Hewlett-Packard an, die Datenbank "Oracle 9i" bis zum Ende des Jahres auf HPs Itantium-Server mit dem Betriebssystem HP-UX zur Verfügung zu stellen.

Darüber hinaus soll Oracles "Real Application Cluster" (RAC) auf alle HP-Produktlinien inklusive des Betriebssystems Open VMS und Linux-basierenden Rechnern portiert werden. RAC ist eine relativ junge Cluster-Technologie, die den Einsatz von Rechnerverbünden ermöglicht, ohne dass die Anwendungsprogramme speziell an die Architektur angepasst werden müssen.

Attacke gegen IBM und Bea

Nicht zuletzt wollen die beiden Firmen bei der Middleware kooperieren und Lösungen auf der Basis des Applikations-Servers "Oracle 9iAS" gemeinsam weiterentwickeln und vermarkten. Mit diesem Abkommen trifft Oracle vor allem die zwei schärfsten Konkurrenten im Applikations-Server-Markt: IBM mit "Websphere" und Bea mit "Weblogic". Dem HP-Abkommen wollte Michael Dell nicht nachstehen. Die Nummer eins im PC-Server-Markt setzt dabei vor allem auf das kostenfreie Betriebssystem Linux. Kunden würden zu viel Geld für Unix-Rechner ausgeben, sagte Dell. "Mit Linux haben wir ein Unix gefunden, das viel besser ist. Linux ist das neue Unix." Die Zeiten proprietärer Unix-Systeme würden schnell enden, so Dell. Trotzdem ist dem Firmenchef klar, dass die bisherigen Systeme nicht von heute auf morgen verschwinden werden. Noch immer machen Unix-Verkäufe 55 Prozent des Marktes aus, obwohl diese Rechner an Marktanteilen verlieren. Solche Legacy-Systeme werde es daher auch noch in fünf Jahren geben, erwartet Dell. (mo)