Standard-PC-Komponenten versprechen preisgünstigen Einstieg

Oracle: Anwender profitieren von Grids

19.09.2003
MÜNCHEN (IDG) - Billig und zuverlässig muss Grid-Computing sein, sonst hat es im kommerziellen Umfeld kaum Chancen. Diese Auffassung vertrat Oracle-Chef Lawrence Ellison anlässlich der Vorstellung seiner 10g-Produkte auf der Jahreskonferenz Oracleworld.

Als erste Architekturalternative zu den Entwicklungen der vergangenen 40 Jahre, wo es nur um schnellere Rechner für immer anspruchsvollere Applikationen ging, bezeichnete Ellison seine Grid-Strategie. Internet und E-Business würden selbst die größten Computer immer wieder an die Grenzen ihrer Leistungsfähigkeit bringen, weshalb man nach neuen IT-Strukturen suchen müsse. Als Alternative zu dieser Performance-Spirale propagiert der Oracle-Chef die Kopplung von etwa 5000 Dollar teuren, auf Intel-Standards und Linux basierenden Mehrprozessormaschinen. Zusätzlich benötigte Kapazität könne dann günstig ergänzt werden, vorausgesetzt, die eingesetzte Infrastruktursoftware ist in der Lage, das Grid-System zu verwalten. Zentrale Features seien hier Fehlertoleranz, Identitäts-Management, Patch-Verteilung, zentrales Monitoring, automatisches Load-Balancing sowie Provisioning. Eigenschaften, die Ellison zufolge von Oracles neuen 10g-Produkten (Datenbank, Applikations-Server und Management-Tools) beherrscht werden (siehe CW 37/03, Seite 5).

Zweites Konsortium geplant

Neben der Entwicklung der 10g-Versionen, die noch in diesem Jahr auf den Markt kommen sollen, versucht Oracle ein Konsortium für kommerzielles Grid-Computing aufzubauen, dessen Aufgabe die Spezifikation technischer Standards sein wird. Namen zu möglichen Mitgliedern können die Kalifornier noch nicht präsentieren, man sei jedoch in Kontakt mit Grid-interessierten Kunden, insbesondere aus den Bereichen Finanz- und Gesundheitswesen, hieß es auf der Konferenz. Auch die IT-Branche inklusive der Hersteller von Blade-Servern und anderen Hardwarekomponenten sei eingeladen, an der Beschreibung von APIs und Funktionen für Grid-Infrastrukturen mitzuwirken. Dabei legt Oracle Wert auf die Abgrenzung zum Global Grid Forum (GGD), in dem die Company selbst Mitglied ist. Das GGD konzentriere sich auf Grids für wissenschaftliche Zwecke und arbeite an Standards, um die Rechner weltweit verteilter Organisationen zu verbinden. Die von Oracle angestrebte Initiative soll sich dagegen mit Grid-Architekturen innerhalb eines Unternehmens sowie den für geschäftskritische Anwendungen benötigten Sicherheitsstrukturen beschäftigen.

Es liegt nahe, dass die Grid-Einführung innerhalb eines Konzerns auch neue Lizenzmodelle für Software erfordert. Obwohl Oracle derzeit noch an einer klassischen Preisliste für seine 10g-Produkte arbeitet, kann sich Ellison eine Abkehr von Prozessoren als Bezugsbasis für das Software-Pricing vorstellen. Nachdem Hersteller wie Sun und IBM an Chips arbeiten, die mehrere Prozessorkerne enthalten, werde dieses Abrechnungsverfahren immer problematischer. In Grid-Netzen, wo Applikationen ihre benötigte Leistung transparent von freien Ressourcen beziehen, komme ein Vielfaches an Komplexität hinzu. Denkbar sei deshalb eine Art Jahresgebühr etwa in Form einer Flat-rate, die es Anwendern erlaubt, eine Software nach Bedarf einzusetzen. (ue)