Doag-Umfrage

Oracle-Anwender kritisieren Supportqualität

22.11.2010
Von 
Martin Bayer ist Chefredakteur von COMPUTERWOCHE, CIO und CSO. Spezialgebiet Business-Software: Business Intelligence, Big Data, CRM, ECM und ERP.

Anwender lehnen Oracles Lizenzpolitik für virtuelle Umgebungen ab

Während die Doag-Verantwortlichen Oracles Bestrebungen begrüßen, die Komplexität in den IT-Infrastrukturen der Anwender mit Hilfe von vorkonfigurierten System zu verringern, üben sie an anderer Stelle scharfe Kritik. Demnach muss sich aus ihrer Sicht dringend im Bereich der Lizenzierung von Oracle-Produkten in virtualisierten Umgebungen etwas ändern. Setzen Anwender hier Oracle VM ein, müssen sie nur die den Oracle-Anwendungen zugewiesenen Server-CPUs lizenzieren. Beim Einsatz anderer Virtualisierungslösungen wie VMware zieht Oracle den kompletten Server als Lizenzierungsgrundlage heran, auch wenn nur ein Teil der CPU-Ressourcen den Oracle-Anwendungen zugewiesen ist. Damit wird es für die betroffenen Anwender deutlich teurer.

Neun von zehn der 420 vor wenigen Wochen befragten Oracle-Kunden sind mit dieser Praxis unzufrieden. Der Grund: Nicht einmal neun Prozent der Anwender setzen Oracles eigene Virtualisierungslösung ein. Mit fast 80 Prozent baut die überwiegende Mehrheit auf VMware. Angesichts der Lizenzierungsproblematik erklärten drei Viertel der Befragten, sie könnten sich im Bereich der Virtualisierung durchaus auch den Einsatz von Datenbanken anderer Hersteller vorstellen. Laut den Umfrageergebnissen setzen bereits fast 90 Prozent der befragten Anwenderunternehmen Virtualisierungstechniken ein.

Dietmar Neugebauer, Vorstandsvorsitzender der Doag, fordert von Oracle Nachbesserungen bei den Lizenzmodellen für virtualisierte Umgebungen.
Dietmar Neugebauer, Vorstandsvorsitzender der Doag, fordert von Oracle Nachbesserungen bei den Lizenzmodellen für virtualisierte Umgebungen.

Die Argumentation der Oracle-Verantwortlichen, die betroffenen Firmen hätten entweder sowieso ein Unlimited License Agreement (ULA), das den uneingeschränkten Einsatz von Oracle-Produkten im gesamten Unternehmen erlaubt, beziehungsweise würden ihre Server komplett mit Oracle-Datenbanken auslasten, ist aus Sicht des Doag-Vorstandsvorsitzenden Neugebauer nicht nachzuvollziehen. Gerade der deutsche Mittelstand sei in Sachen Virtualisierung sehr aktiv, betreibe aber gerade damit unterschiedliche Lösungen auf seinen virtualisierten Maschinen. Aus diesem Grund werde die Doag das Thema weiter verfolgen und eine Änderung der bestehenden Lizenzmetriken bei Oracle einfordern, versprechen die Anwendervertreter.

Das sei allerdings teilweise nicht einfach, räumen die Doag-Sprecher ein, auch wenn man in Sachen Lizenzierung bereits in die höchsten Führungszirkel vordringen konnte. Problematisch sei jedoch, dass bei Oracle letztlich nur eine einzelne Person Entscheidungen treffe - Lawrence Ellison. In kaum einem anderen Unternehmen seien die Führungsstrukturen derart zentralistisch auf eine Figur zugeschnitten. Das mache es bisweilen schwierig, Gehör zu finden, bedauert Saacke. Die Tatsache, dass zwei hochrangige Oracle-Manager, die direkt an Konzernchef Lawrence Ellison berichten, signalisiert haben, das Thema noch einmal auf die Tagesordnung zu setzen, wertet der Doag-Geschäftsführer jedoch schon als Erfolg. "Das sind kleine, aber positive Schritte." Schließlich hätten die Oracle-Verantwortlichen den Punkt Lizenzmodelle in virtuellen Umgebungen im Grunde schon abgehakt.