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Oracle-Aktie gerät zunehmend unter Druck

06.05.2002

MÜNCHEN (COMPUTERWOCHE) - Nach Herabstufungen durch Investmentbanken wie Morgan Stanley und Goldman Sachs fiel die Oracle-Aktie am Freitag zeitweise auf ein neues 52-Wochentief von 7,84 Dollar - weit entfernt vom Höchststand von 20,02 Dollar. In der gesamten vergangenen Woche hatte sich der Börsenwert des Datenbankanbieters um 11,8 Milliarden Dollar verringert. Die Analysten bezweifeln, dass der US-Konzern wie vorgegeben seine Umsätze im Softwarelizenzbereich für das vierte Geschäftsquartal (Ende: 31. Mai) gegenüber dem vorhergegangenen Quartal um 50 Prozent steigern kann. Morgan Stanley geht etwa statt der ursprünglich erwarteten 1,1 Milliarden Dollar nur noch von Lizenzeinnahmen in Höhe von 950 Millionen Dollar aus. Außerdem belastet Oracle ein Bestechungsskandal im Zusammenhang mit einen 95 Millionen Dollar schweren Vertrag mit dem US-Bundesstaat Kalifornien, der nun womöglich aufgehoben wird

(Computerwoche online berichtete). Zumindest ein Teil der Einnahmen sollte im vierten Quartal verbucht werden.

Nach Ansicht der Analysten leidet der Branchenprimus extrem unter der Kaufzurückhaltung der Unternehmen. Nicht genug damit, dass die Firmen ihre Kaufentscheidungen verzögern. Wenn Investitionen getätigt werden, wählen Kunden häufig die vergleichsweise billigen Standardsysteme und lassen State-of-the-art-Produkte außer Acht. Oracles Finanzchef Jeff Henley hegt jedoch die Hoffnung, dass die Kunden später - wenn die Wirtschaft wieder anzieht - ihre erworbenen Oracle-Systeme auf den neuesten Stand bringen.

Auch der Konkurrenzdruck durch IBM und Microsoft, die vergleichbare Produkte anbieten, wächst. Im Jahr 2000 verbuchte Oracle nach Untersuchungen von Gartner einen Marktanteil von 33,8 Prozent, gefolgt von IBM und Microsoft mit 30,1 beziehungsweise 14,9 Prozent. In dieser Woche wollen die Marktforscher ihren Bericht über den Datenbankmarkt 2001 herausgeben, kurz darauf soll eine entsprechende Studie von IDC folgen. Experten rechnen damit, dass die Ergebnisse die Oracle-Aktie weiter unter Druck setzen werden.

Die Kalifornier leiden zudem unter dem geringen Wachstum im Bereich Datenbankapplikationen, der für die restlichen 30 Prozent der Oracle-Einnahmen verantwortlich zeichnet. Hier verspürt das Unternehmen zunehmend Konkurrenz durch Softwareanbieter wie Peoplesoft, Siebel oder SAP. Da die Anwendungen auf die Datenbanken aufsetzen, wirkt sich ein Rückgang der Marktanteile gleichzeitig auch negativ auf das Kerngeschäft aus. (mb)