40-Gbit/s-Übertragungsraten bahnen sich an

Optische Netze schalten den Turbo zu

20.07.2001
BOSTON (IDG) - In Carrier-Netzen steht der nächste Sprung zu höheren Übertragungsraten bevor: 40-Gbit/s-Links sollen künftig große Städte verbinden. Langfristig könnte die Technologie allerdings auch bei anderen Unternehmen Begehrlichkeiten wecken. Mangelnde Nachfrage und zu hohe Kosten gelten aber zunächst als Hindernisse.

Während für Unternehmensnetze das noch nicht fertig standardisierte 10-Gigabit-Ethernet den neuesten Schrei darstellt, dringen die Carrier bereits in ganz andere Bereiche vor. Wegen der extremen Bandbreitenanforderungen ticken hier die Uhren anders. Die angestrebte Datenrate von 40 Gbit/s entspricht der Übertragung von sieben CD-ROMs in einer Sekunde. Die grundlegende Übertragungsrate für Glasfaseroptik heißt "Optical Carrier-1" (OC-1). Sie verschickt Daten mit 51,84 Mbit/s - also ungefähr 100-mal schneller als ein 56,6-K-Modem. Viele Carrier setzen bereits OC-192-Links mit 10 Gbit/s ein. Der 40-Gbit/s-Standard ist unter dem Namen OC-768 bekannt.

Erste Kandidaten für solche Links dürften die Verbindungen zwischen großen Städten wie Washington und New York oder London und Paris sein. Auch ein Übergreifen der Technologie auf große Unternehmen schließen Experten langfristig nicht aus: Eine Übertragung mit 40 Gbit/s könnte sich in optischen Speichernetzen und optischen VPNs auszahlen. In ländlichen Gegenden dürfte die Technologie jedoch alles andere als ein Renner sein. Daher befürchten Experten, dass die Nachfrage anfangs zu wünschen übrig lassen wird.

Glaubt man den Herstellern optischer Komponenten, soll das neue Bandbreiten-Schlaraffenland schneller kommen, als man denkt: Obwohl die Technologie zurzeit nur im Labor und in Herstellerdemonstrationen existiert, erwarten die Anbieter, bis Ende dieses Jahres erste Produkte für Carrier auf den Markt bringen zu können. Zu den Anbietern gehören Lucent, Nortel, Alcatel, Ciena, Optisphere (eine Siemens-Tochter), NEC und NTT. Doch Scott Andrews, Chief Executive Officer (CEO) bei den Picosecond Pulse Labs in Boulder, Colorado, warnt vor zu großem Optimismus. Nicht nur eine schleppende Nachfrage, auch finanzielle und technische Probleme könnten den Siegeszug der Technologie verzögern. Hinzu kommt die gegenwärtige Vorsicht bei Ausgaben aufgrund der schlechten wirtschaftlichen Gesamtsituation.

Eine technische Hürde besteht etwa darin, dass die Lichtsignale dichter beisammen liegen als bei der Vorgängertechnologie. Wenn sich die Lichtwellen überlagern, beeinträchtigt das jedoch die Qualität des Signals. Eine Bereinigung und Verstärkung ist unerlässlich. Auch eine stärkere Fokussierung des Signals hilft, Abweichungen über weite Strecken gering zu halten. Dennoch könnte es sein, dass sich ältere Kabel als ungeeignet erweisen.

Die finanziellen Herausforderungen bei 40 Gbit/s ähneln denen von 10 Gbit/s. Carrier wollen die vierfache Bandbreite für maximal die zweieinhalbfachen Kosten der bisherigen OC-192-Netze bezahlen. Doch noch liegen die voraussichtlichen Ausgaben höher als erwünscht. "Die Technologie wird sich nicht durchsetzen, solange sie den Carriern ökonomisch nichts bringt", glaubt Andrews von den Picosecond Pulse Labs. Er rechnet damit, dass 40-Gbit/s-Links in zwei bis drei Jahren eine Chance haben werden.

Den Fortschritt optischer Übertragungsverfahren hat sich auch das Metro Ethernet Forum (MEF) auf die Fahnen geschrieben. Speziell Optical Ethernet soll zur Technologie der ersten Wahl in Metropolitan Area Networks (MANs) werden. Zu dem gemeinnützigen Zusammenschluss von 37 Unternehmen der Netzwerkbranche zählen unter anderem 3Com, Alcatel, Atrica, Cisco, HP, Intel, Lucent, Nortel und Texas Instruments. Außerdem wollen die Mitglieder die Einführung bereits existierender und neuer Technologien und Standards vorantreiben.