Optimisten sehen in Novells Produkt das lang erhoffte Standard- Unix ICL, Olivetti und SNI setzen auf Unixware als Betriebssystem

02.06.1995

NIZZA (hi) - Einen wichtigen Punktsieg in Sachen Unixware konnte Novell erzielen. Waehrend der Brainshare in Nizza gab die Networking-Company bekannt, dass mit ICL, Olivetti und SNI drei der wichtigsten europaeischen Hardwarehersteller kuenftig Unixware als Betriebssystem fuer ihre Intel-basierten Rechner verwenden wollen.

Glaubt man Analysten, so koennte der Wechsel der drei europaeischen Hersteller zu Unixware fuer weitere Produzenten in den USA und anderswo die Signalwirkung haben, jetzt auf Unixware als Standardversion von Unix umzusteigen. Zumal die Unternehmen so Kosten fuer die Weiterentwicklung der eigenen Unix-Derivate einsparen wuerden.

Wie aus gut unterrichteten Kreisen verlautet, laufen derzeit Verhandlungen zwischen Novell und AT&T Global Information Solutions ueber eine aehnliche Vereinbarung, wie sie Novell gerade mit den europaeischen Herstellern abgeschlossen hat. Wie es weiter heisst, fuehrt Novell darueber hinaus Gespraeche mit Bull, Unisys, HP sowie weiteren Anbietern.

Sollten die Verhandlungen zu einem erfolgreichen Abschluss kommen, dann koennten die hohen Erwartungen, die Novell in Unixware setzt, sich doch noch erfuellen: Als Application-Server haelt das eigene Unix in den Netware-Netzen, an die es besonders angepasst ist, Einzug und bietet, wenn Unixware und Netware auf dem gleichen Server laufen, bereits Funktionalitaeten des fuer die Zukunft geplanten Super-NOS.

Branchenkenner sehen einen weiteren Vorteil in dem Gespann aus Unixware und Netware. Die Kombination der beiden Produkte koennte naemlich Windows NT ernsthaft Konkurrenz machen. So hegt Bhushan Fotedar, Direktor fuer Product Marketing bei Oracle, bereits die Hoffnung, dass - falls sich alle Hardewarehersteller auf Unixware als Betriebssystem einigen - Windows NT an Bedeutung verliert.

Doch dies duerfte vorerst ein frommer Wunsch bleiben. Denn waehrend ICL bereits angekuendigt hat, Novells Betriebssystem auch auf die hauseigenen RISC-basierten Server zu portieren, wollen Olivetti und Siemens auf diesen Systemen ihre eigenen Produkte weiterfahren.

Deshalb wird laut Gernot Henning, Leiter Product Division Server bei SNI, die Abkehr von "Sinix fuer PCs" zu Unixware keine Jobstreichungen nach sich ziehen, zumal das Gros der Sinix- Mannschaft im Midrange-Bereich entwickle. Ebenso dementiert der Manager Geruechte, wonach SNI zu Unixware wechsle, weil der Support fuer die hauseigene PC-Variante zu teuer sei. Laut Henning hat die PC-spezifische Version nur einen geringen Aufwand erfordert. Der Umstieg auf Unixware entspreche vielmehr dem Wunsch von 30 groesseren Kunden.

Waehrend einer Uebergangszeit will SNI denn auch fuer die PCs beide Unix-Varianten anbieten. Eine Portierung der Sinix-Middleware- Produkte, also etwa der Applikationen zur Kommunikation mit BS2000-Systemen oder der Administrations-Tools, soll im dritten Quartal dieses Jahres erfolgen.