Entwicklungstendenzen der Telekommunikation unter Beschuß:

Optek-Forscher warnen vor Risiken

22.01.1988

MÜNCHEN (CW) - Die Öffentlichkeit solle sich kritisch mit der Entwicklung in der Telekommunikation auseinandersetzen: Aus diesem Grund hat eine Forschungsgruppe ihre Ergebnisse zum "Optek-Projekt"-Optionen der Telekommunikation - vorgelegt. Die Verfasser sehen ihre Beiträge gleichzeitig als Anregung für die parlamentarische Diskussion über die Neuordnung der Telekommunikation.

Das Projekt wurde im Rahmen des Programms "Sozialverträgliche Technikgestaltung" des Landes Nordrhein-Westfalen gefördert. Die Ergebnisse faßt die Studie mit dem Untertitel "Materialien für einen technologiepolitischen Bürgerdialog" zusammen. Sie soll, so die Autoren, zum Ausdruck bringen, daß in technischer und ordnungspolitischer Hinsicht verschiedene Pfade für die künftige Entwicklung der Telekommunikation denkbar sind. So stellten beispielsweise die derzeitigen Pläne der Bundespost und der fernmeldetechnischen Industrie nur eine Alternative dar. In dem Bericht wird kritisiert, daß die Auswahl, welche Telekommunikationsdienste künftig eingesetzt werden, zwar die Arbeits- und Lebensbedingungen von Millionen Menschen nach der Jahrtausendwende beeinflusse, die Entscheidung darüber aber nur in Expertenzirkeln stattfinde. Dabei falle die Auseinandersetzung mit den sozialen Folgen weitgehend unter den Tisch. Auch sei die Diskussion um die Neuordnung der Telekommunikation mit Zielvorgabe "Deregulierung" irreführend, einseitig und gefährlich. Schließlich erfordern die angestrebten technisch offenen Datennetze nach Ansicht der Verfasser ein bisher nicht dagewesenes Maß an technischen Standards.

Mit ihrer Ausarbeitung wollen die Wissenschaftler den Bürgern bisher nur schwer zugängliche Informationen über technische Alternativen zur Verfügung stellen. Die Verfasser der Studie beurteilen die Netzausbauplane (ISDN und IBFN) hinsichtlich der technischen Komplexität, der Verwundbarkeit des Datenschutzes sowie der Datensicherheit und der sozialen Beherrschbarkeit skeptisch. Auf eine eigene Wertung verzichten die Autoren indes. Allerdings wird vorgeschlagen, mit Hilfe von Zukunftswerkstätten, Planungszellen und anderen Methoden Vorstellungen darüber zu entwickeln, wie die Menschen im Jahr 2020-arbeiten, leben und vor allem kommunizieren können. (siehe auch den Gastkommentar "Tele-Infrastruktur: Autobahnen ohne Verkehrsschilder?" auf Seite 8 dieser Ausgabe.)