Unionsabgeordnete zur Ist-Aufnahme bei ADVOrga:

Opposition gegen Herstellerförderung

21.05.1982

WILHELMSHAVEN (pi) - Unions-Mitglieder des Bundestagsausschusses für Forschung und Technik informierten sich am 20. April beim Wilhelmshavener Software- und Beratungsunternehmen ADV/Orga GmbH über Stand und Entwicklung der Büro- und Informationstechnik. Nicht nur "rein deutsche" Marktgegebenheiten, sondern auch die internationalen Einflüsse in diesem Wirtschaftszweig wurden diskutiert.

Übereinstimmung bestand in der Auffassung, daß die zahlreichen Hemmnisse abgebaut werden müßten. So sollte die bisherige direkte Unterstützung für einzelne Hersteller einer gezielten Förderung ausgewählter Pilotprojekte mit großen Absatzchancen Platz machen. Diese Förderung sollte sich vorwiegend auf Projekte im öffentlichen Bereich beziehen, da sich dort keine Wettbewerbsvorteile auswirken könnten. Das in den öffentlichen Projekten gewonnene Know-how könne dann in den freien Wettbewerb transferiert und dort nutzbar gemacht werden.

Analysiert ADV/Orga: Die deutschen Hersteller im Bereich der Büro- und Informationstechnik, die im Vergleich zu multinationalen Gesellschaften verhältnismäßig wenig Mittel für Forschung und Entwicklung eingesetzt und auch die Produktion einfacher und mechanischer Geräte aus Kostengründen weitgehend ins Ausland verlegt haben, müssen im internationalen Wettbewerb zur Zeit eine große Bewährungsprobe bestehen. Die Umsetzung der Elektronik und die kurzen Innovationszyklen machen neben dem auf vielen Teilmärkten entbrannten Preiskämpfen besonders zu schaffen. Eine mittelstandsfreundlichere Ausschreibung kann hier bereits Hilfestellung leisten, da sich gerade kleinere und mittlere Technologieunternehmen durch Flexibilität am Markt auszeichnen.

Weiter die Wilhelmshavener: Marktnischen mit größeren Absatzchancen sind nicht erkennbar, weil die Verzahnung aller Informationstechnologie diese Möglichkeit wenig opportun erscheinen läßt. "Viel eher ist es empfehlenswert, die Chancen auf den stark expandierenden Teilmärkten der Mikrocomputer, der dezentralen Informationsverarbeitung und der integrierten Bürokommunikation mit ihren großen Marktpotentialen zu nutzen", betonte Firmenchef Friedrich A. Meyer, Präsident des Bundesverbandes Deutscher

Unternehmensberater (BDU).

Durch weitere Kooperationen mit amerikanischen und japanischen Herstellern erscheine es möglich, diese Zielsetzung zu verwirklichen. Ob sich dagegen aus den von der Bundesregierung geförderten Programmen längerfristig gute Absatzchancen für deutsche Hersteller ergeben, wurde von den Beteiligten als fraglich angesehen.

Mittel für den Mittelstand

Ein weiterer Schwerpunkt der Diskussion waren die Wettbewerbserschwernisse im deutschen Markt. Man war übereinstimmend der Auffassung:

- Es sollten bei der bevorstehenden Novellierung des Datenschutzgesetzes die einzuhaltenden Bestimmungen auf ein vernünftiges Maß reduziert werden.

- Die in den nächsten Jahren in ihrer Verbreitung stark zunehmenden Netzwerke für Verwaltung, Produktion und Datenverarbeitung dürfen nicht durch behördliche Reglementierungen oder aus Datenschutzgesichtspunkten in ihrem Nutzungsumfang eingeschränkt werden.

- Postdienste wie Telefax, Teletex und Bildschirmtext sollten dereguliert werden.

- Im Interesse der Hersteller sollte die Bundespost darauf verzichten, im Gerätegeschäft als Anbieter aufzutreten.

- Es müßten ohne Verzögerung die Schlußfolgerungen aus dem Gutachten der Monopolkommission vom Februar 1981 gezogen werden.

Neben der Unterstützung öffentlicher Pilotprojekte verlangten die Beteiligten, Softwareentwicklungssysteme gezielter zu fördern und damit die Chancen für das Exportgeschäft zu vergrößern. Einigkeit bestand darin, daß größere Mittel für die Aus und Weiterbildung in der Informationstechnik bereitgestellt werden sollten. Besonders mittelständischen Unternehmen müsse die Aufklärung über neue Informationstechniken erleichtert werden, um das dort meist fehlende Spezialwissen auszugleichen.

Neue Kooperationsmodelle in der Produktentwicklung seien zwischen deutschen Herstellern und ausländischen Anbietern zu entwickeln, wobei staatliche Großforschungseinrichtungen die Mittlerrolle einnehmen könnten. Hierdurch solle derzeit fehlendes Know-how in neu zu entwickelnde Produkte einfließen.