Mit Bleistift und Spitzzange zu mehr Prozessorleistung

Operation am offenen PC-Herzen

06.06.2003
MÜNCHEN (mb) - Ähnlich wie Auto-Tuner geben sich auch wahre PC-Enthusiasten nicht mit Standardmodellen zufrieden. Wenn es darum geht, durch Übertakten mehr Leistung aus CPU und System zu kitzeln, werden sämtliche Herstellervorgaben ignoriert, lediglich die Physik verweist die Overclocker in ihre Schranken.

Ansatzpunkt der Leistungssteigerung ist eine simple Gleichung, mit der die Taktfrequenz einer CPU festgelegt wird. Sie errechnet sich nämlich aus dem Front Side Bus (FSB), sprich der Geschwindigkeit zwischen Prozessor und Hauptspeicher, sowie einem vom Hersteller gewählten Multiplikator.

Die Werte lassen sich allerdings nicht ohne weiteres anheben: Bei Intel-CPUs ist der Multiplikator fixiert, Besitzer eines AMD-Prozessors müssen dazu bestimmte Brücken auf der Hauptplatine verbinden. Anschließend lässt sich der Wert auf dem Mainboard verstellen.

Alternativ kann man die Taktrate des Front Side Bus erhöhen. Da dies vergleichsweise problemlos über Bios, Jumper oder spezielle Software möglich ist, stößt diese (Zusatz-)Maßnahme auch bei AMD-Kunden auf Anklang, Besitzern von Intel-CPUs bleibt ohnehin nichts anderes übrig. Knackpunkt der Sache: Da sich von diesem Wert auch die Frequenzen von PCI- oder AGP-Bus sowie Festplatten-Controller ableiten, steigt im gesamten System neben der Takt- auch die Ausfallrate.

Anschließend gilt es, den Rechner zu testen und mittels Abstimmung zu stabilisieren: Dazu muss - unter anderem - die Versorgungsspannung der CPU (Vcore) erhöht werden. Parallel dazu wächst allerdings exponentiell auch die Verlustleistung, die sich in Form eines Temperaturanstiegs in kritische Regionen bemerkbar macht. Gegen den Hauptfeind der Übertakter hält die Zubehörindustrie inzwischen allerlei Lüftersysteme bereit. Traum aller Overclocker ist das "Vapochill Case" von Asetek: Das Gehäuse birgt eine Kompressorkühlung, die den getunten Prozessor mit Minusgraden bei Laune hält. Generell sind die Bastler aber kompromissbereit und nehmen die mit der Temperaturerhöhung verbundene reduzierte Lebensdauer in Kauf.

Mit Hilfe der oben skizzierten Maßnahmen sind Leistungssteigerungen von 30 bis 60 Prozent möglich. Eingefleischte Overclocker, die mit Kältekompressoren arbeiten, erreichen sogar einen Leistungszuwachs von 100 Prozent - die CPU-Betriebstemperatur kann dabei auf minus 30 Grad Celsius absinken.

Hinweise darüber, welche Endwerte im Rahmen des Möglichen liegen, finden sich - samt Bastelanleitung - auf einschlägigen Websites. Obwohl viele Overclocking als Hobby betreiben, können sich Manipulationen im bescheidenen Stil sogar rentieren: So gibt es bestimmte Prozessorbaureihen, Steppings genannt, bei denen die Hersteller kleine Verbesserungen und Bugfixes vorgenommen haben, ohne dies an die große Glocke zu hängen. Als Übertaktungswunder gelten etwa bestimmte Steppings von AMDs "Athlon XP 1700". Eigentlich auf 1466 Megahertz angesetzt, soll sich die Taktfrequenz auf mehr als 2200 Megahertz erhöhen lassen. Mit dem Eingriff steigert sich der Wert von rund 50 auf 400 Euro - dem Preis eines Prozessors mit entsprechender Herstellertaktrate. Bei dieser Differenz macht sich sogar die Anschaffung eines größeren Lüfters bezahlt.

Linkswww.ocinside.de

www.hardoverclock.com

www.asetek.com