Dank Kubernetes-Trend

OpenStack - lebendiger denn je

02.12.2022
Von Redaktion Computerwoche
Das Open-Source-Projekt OpenStack, das eine quelloffene Infrastruktur für Cloud Computing bereitstellt, wurde bereits etliche Male totgesagt. Tatsächlich ist OpenStack aber lebendiger denn je.
Durch den Trend zu Hybrid-Cloud-Umgebungen und Container-Technologien erlebt die quelloffene Cloud-Infrastruktur Openstack einen zweiten Frühling.
Durch den Trend zu Hybrid-Cloud-Umgebungen und Container-Technologien erlebt die quelloffene Cloud-Infrastruktur Openstack einen zweiten Frühling.
Foto: monticello - shutterstock.com

Mit 40 Millionen Cores in Produktion und mehr als 300 öffentlichen Cloud-Rechenzentren, die OpenStack als Softwarebasis nutzen, ist das Projekt weiter auf starkem Wachstumskurs. Laut der Studie OpenStack User Survey Report 2022 von der OpenInfra Foundation erlebt die Technologie derzeit sogar exponentielles Wachstum. Das sei darauf zurückzuführen, dass immer mehr Unternehmen Hybrid-Cloud-Umgebungen einführten und dabei die Kubernetes-Integration in OpenStack sehr schätzten.

Die Akzeptanz der Core-Dienste

ist der Analyse zufolge immer noch hoch. Da aber die User ihre Architekturen weiterentwickeln, um neue Workloads zu ermöglichen, werden unter dem OpenStack-Dach nun auch unterstützende Dienste wie Octavia (Load Balancer) und Magnum (Container Orchestration) präferiert. Diese Projekte helfen, hybride Cloud-Umgebungen stabil und zuverlässig aufzusetzen und unterstützen die Integration mit Kubernetes. Hinzu kommt, dass sie sich inzwischen zu produktiv einsetzbaren OpenStack-Services weiterentwickelt haben.

OpenStack erlebt starken Zuwachs bei produktiven Cores

Die der Studie zugrundeliegende Umfrage stützt sich auf das Feedback von 430 Befragten, die den Autoren zwischen August 2021 und August 2022 Rede und Antwort standen. Demnach haben die Implementierungen in dieser Periode einen neuen Meilenstein erreicht: 40 Millionen Rechenkerne in Produktion bedeuten einen Anstieg von 60 Prozent im Vergleich zur Erhebung des Vorjahres und ein Plus von 166 Prozent gegenüber dem Jahr zuvor. Dabei variieren die Bereitstellungen - wie immer schon - stark in ihrer Größe. Die Mehrheit der Implementierungen (56 Prozent) umfasst zwischen 100 und 10.000 Cores.

Ein Großteil des Core-Wachstums ging vom "Million Core Club" aus, einer Gruppe, die 2021 ins Leben gerufen wurde und die größten OpenStack-Implementierungen der Welt repräsentiert. Führendes Clubmitglied ist Line, ein Instant-Messaging-Dienst mit Sitz in Japan, der 176 Millionen aktive monatliche Nutzer in den vier wichtigsten Märkten zählt. Die auf OpenStack basierende Cloud des Unternehmens ist auf vier Millionen Cores angewachsen, was einer Steigerung von 150 Prozent im Vergleich zu 2021 entspricht.

Workday und schwarz IT sind große OpenStack-Nutzer

Einen starken OpenStack-Footprint setzt auch Workday, der Anbieter von Cloud-basierenden Lösungen für Personal- und Finanzmanagement. Dort hat sich die OpenStack-Cloud in diesem Jahr auf 2,84 Millionen Kerne nahezu verdoppelt. OVHcloud, der in Frankreich ansässige Public-Cloud-Anbieter, steht derweil kurz davor, Mitglied im Million Core Club zu werden. Die Cloud umfasst 900.000 Kerne, was einer Steigerung von zehn Prozent gegenüber 2021 entspricht.

Aus deutscher Sicht ist Schwarz IT mit seinem Cloud-Angebot Stackit eine Erwähnung wert - die IT-Organisation von Europas größtem Einzelhandelskonzern mit den Discounter-Ketten Lidl und Kaufland sowie mit weiteren Produktions- und Recyclingunternehmen. Schwarz-IT hat ihren OpenStack-Footprint um mehr als 160 Prozent auf 15.000 Cores erhöht, verglichen mit 5.700 Cores im Jahr 2021.

Laut der OpenInfra Foundation werden quelloffene Public-Cloud-Optionen zu einem bevorzugten Bereitstellungsmodell. Das gelte vor allem für Unternehmen, die Compliance-Standards wie die Europäische Datenschutzgrundverordnung (EU-DSGVO) und andere Gesetze rund um die digitale Souveränität einhalten müssten. OpenStack-basierte Public Clouds böten die Skalierbarkeit, die ein Public Cloud-Anbieter vorweisen müsse. Außerdem gebe es viele Spezialisten, die maßgeschneiderten Support - auch auf der Grundlage regionaler Gesetzgebung - erbringen könnten.

OpenStack meets Kubernetes

Die OpenInfra Foundation weist auf die zunehmende Bedeutung der Container-Orchestrierungsplattform Kubernetes im OpenStack-Umfeld hin. Die Organisation setzt mit Linux OpenStack Kubernetes Infrastructure (LOKI) selbst einen Standard, der immer häufiger produktiv eingesetzt wird. Kubernetes kommt mittlerweile bei mehr als 85 Prozent der OpenStack-Deployments zum Einsatz, wovon 73 Prozentpunkte auf Vanilla Kubernetes entfallen und weitere zwölf Prozentpunkte auf OpenShift. Der Anstieg der produktiven OpenStack- und Kubernetes-Integrationen werde auch durch einen 21-prozentigen Anstieg der Anwenderunternehmen dokumentiert, die Produktions-Workloads mit Magnum, dem OpenStack-Service für die Container-Orchestrierung, ausführten.

Hybrid-Cloud-Trend hilft OpenStack

Momentan verfolgen vier von fünf Unternehmen einen hybriden Ansatz, indem sie Private und Public Cloud kombinieren. Dieser Trend spiegelt sich in der OpenStack-Umfrage wider, da die Zahl derjenigen, die eine Hybrid-Cloud-Umgebung mit Nutzung von OpenStack betreiben, von 77 auf 80 Prozent gestiegen ist. Um Workloads in einer hybriden Cloud-Welt zu verschieben, nutzen immer mehr Betreiber Octavia, eine quelloffene Load-Balancing-Lösung, die für OpenStack entwickelt wurde. Bei ungefähr der Hälfte aller Hybrid-Cloud-Implementierungen, an denen OpenStack beteiligt ist, kommt Octavia zum Einsatz - ein Anstieg von elf Prozent gegenüber dem Vorjahr.

Der Studie zufolge sind OpenStack-Nutzer vor allem mit der unterstützenden Leistung der großen Community zufrieden. Neben dem breiten Ökosystem des inzwischen auf einen Wert von rund 7,7 Milliarden Dollar geschätzten OpenStack-Marktes werden die hohe Skalierbarkeit der Software und die vielen Funktionen für deren Anpassung gelobt.

Weniger zufrieden sind viele Nutzer mit der hohen Komplexität des bisher üblichen sechsmonatigen Upgrade-Zyklus. Abhilfe soll hier die für März 2023 geplante Version von OpenStack Antelope sein, die erstmals den vom Technical Committee entwickelten Skip Level Upgrade Release Process (SLURP) nutzen wird. Künftige Ausführungen werden fortan als SLURP-Releases betrachtet, die es möglich machen, den Update-Zyklus zu verlängern und besser zu managen. (hv)