IDC-Konferenz über die jüngsten DV-Trends

Open Systems: Bei Anwendern noch Aufklärungsarbeit nötig

03.05.1991

FRANKFURT (hv) - Viele Anwender wissen zwar, daß der Trend in Richtung offene Systeme nicht aufzuhalten ist, doch warum sich diese Entwicklung vollzieht, ist den meisten ein Rätsel. Eine Umfrage der Marktforscher von IDC zeigt: Nahezu alle Befragten hatten Schwierigkeiten, die Vorteile von offenen Systemen zu qualifizieren.

Grundsätzliche Fragen zu diesem Thema wurden auf der von IDC veranstalteten "Open Systems Konferenz '91" in Frankfurt diskutiert. Der eigentliche Grund dafür, daß sich offene Systeme unausweichlich durchsetzen werden, ist nach Einschätzung von Tom Tiefenbrunner, Director European Strategies for Open Systems bei IDC, deren Wirtschaftlichkeit. Die Flexibilität der Systeme erlaube die Integration verschiedener Technologien und eröffne den Anwendern neue Auswahlmöglichkeiten.

Der Investitionsschutz sei gewährleistet und außerdem hätten Anwender bei der Auswahl von Komponenten erstmals die Möglichkeiten eines Preisvergleichs sowie die Option, ihre Systeme beliebig auszubauen. "Was offen ist, ist austauschbar", betonte Tiefenbrunner. Entsprechend werde von Beratern, Softwarehäusern und -Entwicklern sowie von Benutzervereinigungen und der Öffentlichen Hand Druck auf die Hersteller ausgeübt, ihre Systeme offen zu gestalten.

Tiefenbrunner zeigte in seinem Vortrag fünf Trends auf: Neben der Entwicklung zu offenen Systemen, die sich nicht zuletzt in der Öffnung bisher proprietärer Systemwelten und in deren Anpassung an Standards zeige, kommt es zu einer Verlagerung der Rechenleistung an den Arbeitsplatz.

Darauf weise auch der permanent steigende PC-Anteil am DV-Gesamtumsatz in Europa hin. Unübersehbar sei zudem, daß sich Client-Server-Architekturen und die verteilte Datenverarbeitung durchsetzten.

Der IDC-Sprecher wies darüber hinaus auf die Entstehung einer neuen Generation fertiger Softwarelösungen hin, die Multimedia-Eigenschaften mitbringe und bei leichter Bedienbarkeit komplexe Problemlösungen biete. Neben den technologischen Veränderungen gebe es eine Veränderung in der Anbieterlandschaft: "Produkte von morgen", so Tiefenbrunner, "werden von neuen Marktteilnehmern geliefert und von Unternehmen, denen es gelingt, sich umzustellen."

Der Trend zur dezentralen DV kommt nach Einschätzung des Redners nicht von ungefähr; er gehe einher mit einer allgemeinen Veränderung der Unternehmensorganisationen. In hierarchisch organisierten Unternehmen, wie sie in den letzten Jahren üblich waren, hatten proprietäre Systeme ihren Platz. Heute habe sich aber allgemein eine Matrixstruktur durchgesetzt, in der das Team und die Aufgabe im, Vordergrund stünden - eine entscheidende Rolle spiele hier der PC.

Der nächste absehbare Entwicklungsschritt, so die Ausführungen Tiefenbrunners, ist eine vernetzte Unternehmensstruktur, in der die produktive Erledigung der Aufgabe als Ganzes im Vordergrund steht und in der Jeder Mitarbeiter in irgendeiner Form in das Informations-Management involviert ist. In einer solchen Organisation, in der Überregionalität in jeder Beziehung eine Selbstverständlichkeit sei, "werden offene Systeme zu einem Muß". Gegenwärtig komme es darauf an, die heute getätigten Investitionen in diese neue Unternehmensstruktur zu überführen.

Portabilität hängt von den Schnittstellen ob

Portabilität, Interoperabilität und Skalierbarkeit, also die Möglichkeit, Anwendungen vom kleinsten bis zum größten Rechner einzusetzen, sind laut Tiefenbrunner die grundsätzlichen Anforderungen an offene Systeme. Portabilität hängt im wesentlichen von der Standardisierung der Schnittstellen ab: dazu zählen die Benutzerschnittstelle sowie Interfaces zwischen Anwendung, Daten-Management, Betriebssystem und Hardwareplattform. Im Zusammenhang mit Interoperabilität verwies Tiefenbrunner auf die Abnahme von proprietären Backbone-Netzen und die dramatische Zunahme von OSI-konformen Netzwerken.