Zusatzaktivitäten sollen XOpen attraktiver machen

Open-Systems-Anwender stellen Wunschkatalog auf

11.12.1992

WASHINGTON (gfh) - Bei offenen Systemen sichern sich die Anwender zunehmend Einfluß. Gespannt warteten deshalb die Herstellervertreter bei der diesjährigen Xtra-Konferenz von X/Open in Washington auf den Anforderungskatalog, den die rund 100 Anwender am Ende der Veranstaltung präsentierten.

Umworbener Mittelpunkt der Konferenz waren in vielerlei Hinsicht die User. Das Ziel von X/Open war eingestandenermaßen, die Anwenderunternehmen zur finanziellen Mitarbeit zu animieren. Trotz rezessionsbedingt sinkendem Budget setzt die Organisation auf die Ausweitung ihrer Aktivitäten. Um neue Geldgeber zu gewinnen, formuliert die Organisation nicht nur Open-Systems-Richtlinien und vergibt Gütesiegel, sondern versucht sich jetzt auch mit dem "Guide to Developing the Business Case" als Beratungsunternehmen.

Die Ernsthaftigkeit ihres Unterfangens, Anwenderunternehmen bei der Einführung von offenen Systemen Hilfestellung zu leisten, stellte die X/Open in einer zweitägigen Xtra-Business-Session unter Beweis. Im Rahmen dieser Vortragsreihe wurden den DV-Managern Entscheidungsmatrizes vorgestellt,

mit deren Hilfe sich quantifizieren lassen soll, in welchen Fällen die Einführung offener Systeme sinnvoll ist. Vor allem aber nutzten Hersteller und Unternehmensberater dieses Forum, um den Anwendern zu sagen, daß es mit der Einführung moderner Techniken allein nicht getan ist.

Unternehmen, die in den vollen Genuß offener Systeme kommen wollen, so die Botschaft, müssen ihre Organisation mindestens so offen, flexibel, verteilt und heterogen gestalten, wie die eingesetzte DV-Technik.

Zur Mitarbeit bei X/Open sollen Anwender wie Hersteller und Software-Anbieter zudem durch ein neues Beitragsverfahren gewonnen werden. So müssen die Mitglieder jetzt nur noch für diejenigen Aktivitäten zahlen, bei denen sie direkt mitwirken. Die starre Dreiteilung in Hersteller, Anwender und Independent Software Vendors wurde dadurch gelockert.

Die Stärkung der Anwender innerhalb von X/Open zeigt sich jedoch vor allem in der Hitliste der Anforderungen, die die User in sechs Arbeitsgruppen zwei Tage lang erstellten. Die dort aufgeführten Punkte bestimmen nicht nur die Aktivitäten von X/Open im kommenden Jahr, sondern gelten darüber hinaus auch als Richtlinien für die Open-Systems-Hersteller.

Einheitliche Transaktionsumgebung

Angesichts des beginnenden Wettbewerbs für offene OLTP-Produkte fordern die Anwender an erster Stelle eine einheitliche Transaktionsumgebung, die mit den bisherigen Verfahren zusammenarbeiten kann. Danach folgen die Unterstützung von Systemadministration und Anwendungsentwicklung.

Im Bereich Sicherheit wurde vor allem nach einem Verfahren gefragt, das zweifelsfrei die Identität von Komponenten einer verteilten Umgebung feststellt. An zweiter Stelle rangierte hier die Verbesserung der Sicherheitsfunktionen.

In der Datenbankgruppe hatte die Forderung nach einem Repository absolute Priorität vor dem Wunsch nach einem voll funktionsfähigen Datenbank-Management-System (DBMS) für offene verteilte Umgebungen. Die Netzwerker verlangen vor allem nach Möglichkeiten, Konfigurationsvarianten, das Komponenteninventar und die Fehler verwalten zu können.

Im recht neuen Bereich der verteilten Anwendungen geht es derzeit noch um die Errichtung der dafür nötigen Infrastruktur. So setzten die Anwender die Multiprotokoll-Unterstützung auf Platz eins ihrer Wunschliste. Es folgen die Forderungen nach einem Adressiersystem für verteilte Umgebungen und Software-Entwicklungswerkzeugen.

Erstmals erstellten die Anwender von X/Open auch eine kurze Liste für den Desktop-Bereich. Dabei wurde vor allem gefordert, durch eine verstärkte Integration der Desktop-Anwendungen zu erreichen, daß sich die Investitionen für die PC-Endanwender möglichst rasch auszahlen.