Open-Source-Startups hoffen auf Geld

17.08.2005
Von Johannes Klostermeier

Hans Günter Schreck, General Partner der Münchner Venture-Capital-Firma TVM, sieht ebenfalls eine "Evolution des Geschäftsmodells" - verglichen mit den Linux-Anbietern der ersten Stunde, die mit ihren Produkten und Services nur geringe Margen erzielten. In der zweiten Welle nutzten Firmen die Arbeiten der Entwicklergemeinde und mischten deren quelloffene Software mit proprietären Anteilen. "Das ist gewinnträchtiger - aber natürlich ein Spagat." TVM hält derzeit keine Beteiligung an Open-Source-Firmen, wäre aber grundsätzlich dazu bereit, betont Schreck.

Auch die VC-Firma Target Partners aus München war bislang bei ihrer Suche nach viel versprechenden Open-Source-Startups erfolglos. Gleichwohl freue man sich auf Unternehmen mit innovativen Konzepten, beteuert Firmengründer Kurt Müller. "Wir haben uns in den letzten Jahren viele Open-Source-Firmen angesehen, alles, was Rang und Namen hat." Die Gründe, warum ein Investment nicht zustande kam, seien unterschiedlicher Natur gewesen, weicht Müller aus. "Das heißt aber nicht, dass wir daran desinteressiert wären." Suse Linux habe bewiesen, dass man mit Open Source Geld verdienen könne. Insgesamt sei die Zahl der einschlägigen Risikokapitalzuschüsse in Deutschland aber gering: "Wir haben weniger als 20 davon gesehen", sagt der VC-Geber.

Suche bleibt schwierig

Die Frankfurter VC-Firma 3i hat in Deutschland - anders als in England und den USA - ebenfalls noch kein passendes Open-Source-Investitionsobjekt gefunden. "Wir stehen dieser Szene aber nicht ablehnend gegenüber", versichert Jörn Pelzer, Partner bei 3i. "Differenzierbarkeit und Skalierbarkeit" verlangt er von den Produkten. Sonst endeten die Anbieter als Systemintegratoren für Open-Source-Programme.

Skeptisch, was Open-Source-Konzepte anbelangt, ist dagegen Marc-Michael Braun, Investment Manager beim Hamburger VC-Unternehmen Dr. Neuhaus Techno Nord. "Die Frage ist, wonach bemisst sich der Wert, wovon lebt die Gesellschaft? Die Firmen produzieren keinen Umsatz, sondern nur Kosten." Unter den Partnern habe man die Open-Source-Begeisterung der Kapitalgeber in den USA lebhaft diskutiert, doch: "Uns ist nicht klar geworden, warum die Amerikaner das machen." (ba)