Open Source erhöht die Popularität kommerzieller Plattformen

25.09.2003
Von Georg Edelmann . Georg Edelmann ist Partner bei der ESPRiT Consulting AG , München, und dort für den Bereich Technologie verantwortlich. MÜNCHEN (COMPUTERWOCHE) - Die beiden wichtigsten Systeme zur Anwendungsentwicklung, Java und .NET, entstammen den Labors kommerzieller Anbieter. Mittlerweile spielt aber eine Vielzahl freier Tools eine wichtige Rolle in der Konkurrenz der beiden Rivalen.

Open-Source-Software (OSS) hat heute in allen Bereichen der Softwareentwicklung Einzug gehalten. Auch in Sparten, in denen klassischerweise lizenzpflichtige Produkte den Markt besetzten, müssen kommerzielle Anbieter verstärkt mit OSS konkurrieren. So gibt es beispielsweise mit Open Office eine interessante Alternative zu den Produkten von Microsoft, Corel und IBM. Laut einer Statistik von it-surveys.de setzen deutsche Unternehmen OSS vor allem in den Bereichen Internet (91 Prozent), Datenbanken (77,8 Prozent), Entwicklung (70,9 Prozent) und Bürokommunikation (64,1 Prozent) ein. Ganz offensichtlich liegt die Domäne freier Software damit bei infrastrukturnahen Diensten. Wenn es um Java und .NET geht, stehen bei Open Source folglich Server-seitige Anwendungen im Vordergrund.

Schwankungen in den Betriebskosten

Ein wesentlicher Aspekt bei der Entscheidung für oder gegen ein Softwareprodukt sind die damit verbundenen Kosten. Das gilt sowohl für kommerzielle Software als auch für OSS. Dazu existieren mittlerweile einschlägige Erfahrungen, als Beispiel mögen Integrationsprojekte aus der Telekommunikationsbranche dienen. Legt man für eine Plattform eine durchschnittliche Lebensdauer von vier Jahren zu Grunde, ergeben sich für die kommerzielle Plattform Gesamtkosten in Höhe von 280 bis 470 Prozent der Lizenzkosten. Ersetzt man die kommerzielle durch freie Software, so verbleiben 160 bis 590 Prozent der Lizenzkosten des kommerziellen Produkts. Das zeigt, dass die Gesamtbetriebskosten für OSS erheblich stärker schwanken, als dies für kommerzielle Software der Fall ist. Fehlplanungen und -kalkulationen führen immer wieder zu Projekten, die am oberen Ende der Kostenskala angesiedelt sind. Als Faustregel gilt, dass weit verbreitete OSS mehr Investitionsschutz bietet, da so im Dienstleistungsbereich größerer Konkurrenzkampf entsteht und die Kosten für Installation, Integration und Wartung günstiger eingekauft werden können.

Mehr freie Software für Java

"Java 2 Enterprise Edition" oder kurz J2EE wurde von Sun Microsystems spezifiziert und in einer Referenzimplementierung der Allgemeinheit zur Verfügung gestellt. Andere Hersteller wie IBM, BEA und SAP haben den Standard in Lizenz genommen und Produkte für diese Plattform auf den Markt gebracht. Für J2EE gibt es eine große Anzahl von OS-Projekten, die Module, Anwendungen und Werkzeuge bereitstellen. So existieren auf der größten Entwicklungsplattform Sourceforge.net zurzeit 12 744 Internet-Projekte, davon werden alleine 9.071 mit der Sprache Java geschrieben. Die bekanntesten freien J2EE-Initiativen sind "Apache Tomcat", "JBoss", "Jonas" und "Resin". Die OS-Applikations-Server haben jedoch ein großes Problem: Suns J2EE-Zertifizierung basiert auf dem Java Specification Participation Agreement (JSPA) sowie dem Java Community Process (JCP). Dieser sah ursprünglich nicht vor, dass quelloffene Software zertifiziert werden könnte. Erst durch die Anregung der Apache Organisation im Jahre 2002 änderte Sun Microsystems die Bestimmungen und ermöglichte so auch freien Applikations-Servern das offizielle Siegel des J2EE-Standards. Bis dato wurde allerdings noch kein OS-Server als J2EE-kompatibel zertifiziert.

Apache spielt zentrale Rolle

Unter den wichtigsten Organisationen, die Projekte auf Java und J2EE Basis betreiben, sind vor allem "Jakarta" der Apache Software Foundation sowie IBM Alphaworks zu nennen. Die wichtigsten Jakarta-Subprojekte sind:

Tomcat: Servlet-Engine, die nur Java Server Pages (JSP) und Servlets implementiert. Erst JBoss erweiterte Tomcat zu einer vollständigen J2EE Implementierung. Allerdings möchte Apache nun unter dem Codenamen "Geronimo" einen eigenen J2EE-Server entwickeln.

Struts: Ein populäres Framework zur Entwicklung Web-basierter Benutzeroberflächen unter Einsatz des Entwurfsmusters Model-View-Controller.

Ant: Ein Make-Tool, das den Softwareentwicklungsprozess automatisiert.

Jetspeed: Eine Software für den Aufbau von Portalen. Der "Websphere Portal-Server" von IBM baut darauf auf.

Die Alphaworks Organisation wiederum wird von IBM betrieben und bietet neben Java auch noch andere Projekte zu XML, Web-Services und Collaboration. Aktuell werden von Alphaworks zirka 120 Projekte betreut.

Microsoft wirbt um die Gunst freier Teams