Unix International hält sich alle Optionen offen:

Open Look als Oberflachen-Provisorium

10.03.1989

MÜNCHEN (gfh) - Die Unix International hat sich entschieden, aber noch nicht festgelegt: Die Standardoberfläche für Unix V.4 wird Open Look beißen - vorerst. Die Gruppe behält sich nämlich vor, später andere Oberflächen auszuwählen. Die eigentliche Entscheidung heißt also: Offen bleiben für alles, was da kommen mag.

Die Suche nach einer passenden Oberfläche für den projektierten Unix-Standard hatte bei der Gruppe um AT&T den Beschluß zur Folge, daß Unix System V eine Plattform für verschiedene Benutzerschnittstellen auf Basis von X-Windows sein soll. Hierbei wird AT&T in seinen Bemühungen bei der Entwicklung von Open Look für Unix V bestärkt. Die Offenheit dieser Benutzerschnittstelle und die einbezogenen Industrie. Standards werden als Positives Beispiel für mögliche Entwicklungen dargestellt.

Sollten sich später jedoch andere Schnittstellen mit offener Architektur auf dem Markt etablieren, dann werde die Unix-Allianz möglicherweise diese empfehlen. Um sich eine solche Option offenhalten zu können, arbeitet die Unix International im Bereich Benutzeroberfläche eng mit X/Open zusammen (siehe auch CW Nr. 7 vom 10. Februar 1989, Seite 4: "X/Open-Einfluß auf Unix-Entwicklung"). Außerdem sollen die Open-Look-Oberfläche und Unix System V nicht für die Vermarktung aneinandergekoppelt werden. Mit der bedingten Entscheidung für Open Look möchte das Gremium die bisherigen Investitionen der Anwender schützen.

Stand die Unix International ursprünglich im Ruf, als Pressure-Group für AT&T deren Unix am Markt durchdrücken zu wollen, so gibt sie sich in letzter Zeit nach allen Seiten hin offen. So hat AT&T Unix V.4 und Open Look schon im Vorfeld der Entscheidung der Unix Inc. voneinander abgekoppelt (siehe auch CW Nr. 8 vom 17. Februar 1989, Seite 4: "AT&T trennt Open Look von Unix V.4"), wodurch etwa die konkurrierenden OSF-Produkte nicht mehr automatisch von den Entwicklungen ausgeschlossen wurden.

Wie Donald J. Herman, Organizing Officer bei Unix International, anläßlich einer Telekonferenz zwischen Brüssel und New York bekannt gab, hat sich die Organisation darüber hinaus verpflichtet, relevante OSF-Entwicklungen, soweit sie zustande kommen und freigegeben werden, in künftige Unix-V.4-Releases zu integrieren - ein Schritt, dem das Gruppenmitglied ICL mit den Worten zugestimmt hat: "Dies ist der Geist, der eine Welt offener Systeme wirklich will und den ICL weiter konsequent unterstützen wird."

Für die nächsten fünf Jahre rechnet die UNIX-Assoziation mit einer Verdreifachung der von Mitgliedsunternehmen ausgelieferten Unix-Produkte. Das ergibt einen Betrag bis zu 21 Milliarden Dollar im Jahr 1992 - wobei die Mitglieder laut Herman bereits jetzt einen Marktanteil bei Unix-Hard- und -Software von 70 Prozent abdecken.

Fünf neue Unternehmen verstärken die Unix Inc. auf 49 Mitglieder. Zwei davon nämlich die Sony Corporation und Locus Computing, sind Mitglieder der OSF. Damit gibt es 18 Doppelmitgliedschaften.