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Online-Zahlungsdienst Paypal plant Börsengang

01.10.2001

MÜNCHEN (COMPUTERWOCHE) - Trotz einer denkbar schlechten Marktsituation hat der US-Online-Zahlungsdienst Paypal am Freitag den Börsengang an der Nasdaq beantragt. Die Company will mit dem IPO versuchen, bis zu 80,5 Millionen Dollar an Finanzmitteln zu ergattern. Wann die Firma ihren Plan in die Tat umsetzen will, gab Paypal allerdings nicht bekannt. Das Unternehmen ist in den USA der bevorzugte private Dienstleister von Online-Auktionären, die Beträge von einem Bankkonto oder einer Kreditkarte via E-Mail überweisen beziehungsweise empfangen wollen. So verbucht die Company etwa siebzig Prozent des Transaktionsvolumens von Internet-Versteigerungen, vor allem bei Ebay. Das Auktionshaus ist aber gleichzeitig einer der Konkurrenten von Paypal, da es einen eigenen Zahlungsservice betreibt.

Der Überweisungsdienst ist ein riskantes Geschäft: Im Falle eines Kreditkartenbetrugs oder wenn ein Kartenbesitzer aus anderen Gründen die Zahlung verweigert, wird der Betrag Paypal in Rechnung gestellt. Im vergangenen Jahr entstand dem Unternehmen dadurch ein Schaden in Höhe von 8,9 Millionen Dollar. Zusammen mit anderen Transaktionsverlusten musste Paypal damals insgesamt elf Millionen Dollar aufbringen - bei einem Gesamtumsatz von nur 14,5 Millionen Dollar. Inzwischen konnten die Kalifornier aber eigenen Angaben zufolge die Ausfallquote von 0,87 Prozent des gesamten Transaktionsvolumens senken. Im zweiten Quartal dieses Jahres betrug der dadurch entstandene Verlust nur noch 0,33 Prozent des insgesamt überwiesenen Geldes.

Trotz dieser Bemühungen und seiner mittlerweile über zehn Millionen Kunden ist das Dotcom-Unternehmen noch weit von der Profitabilität entfernt. Seit der Gründung im März 1999 hat Paypal ein Minus von 231 Millionen Dollar angehäuft. So machte die 596 Mitarbeiter starke Firma im zweiten Quartal 2001 27,6 Millionen Dollar Verlust bei knapp unter 20 Millionen Dollar Umsatz. Im Vergleichsquartal des Vorjahres wies die Company sogar noch einen Fehlbetrag von 47,8 Millionen Dollar aus. Damals verbuchte Paypal nur 2,1 Millionen Dollar Einnahmen. Insgesamt steckten Investoren rund 225 Millionen Dollar in die Firma, darunter im Februar eine Folgefinanzierung in Höhe von 90 Millionen Dollar. Das frostige Klima an den US-Börsen dürfte Paypal in nächster Zeit von einem IPO abhalten. So war der vergangene September laut Thomson Financial der erste Monat seit Dezember 1975, in dem kein IPO stattfand. Akuter Handlungsbedarf besteht für die Firma indes nicht: Mit

fast 211 Millionen Dollar an Fördergeldern und 134,6 Millionen Dollar Barvermögen, die Paypal zum 30. Juni aufwies, kann das Unternehmen nach eigenen Angaben ohne zusätzliche Finanzmittel noch etwa 24 Monate überleben.