Online suchen, offline buchen

19.04.2001
Nach Geschäftsschluss noch schnell einen Flug am PC buchen hat seine Vorteile. Und mit etwas Glück lassen sich richtige Schnäppchen machen. Wer jedoch nicht dem Mainstream folgt, ist oft auf ein "real existierendes" Reisebüro angewiesen.

Wer mehr will, als sich auf die Schnelle einen möglichst billigen Last-Minute-Flug aus dem vorhandenen Angebot zu picken, der kann sich oft nur wundern. Ein Beispiel: Emma W. fliegt die Strecke von München nach Sligo - einem kleinen Flughafen im Nordwesten Irlands - zum xten Mal. Früher buchte sie zum gewohnten Preis im Reisebüro um die Ecke. Vor einem Jahr ist sie von Offline- auf Online-Buchung umgestiegen - und wundert sich jedesmal aufs Neue.

Plötzlich kennt das Reisecenter auf dem Internet-Portal den Zielflughafen nicht mehr. Mit der Buchungsmaschine einer anderen Site werden über zehn mögliche Flüge zum gewünschten Datum angezeigt - von denen dann beim nächsten Klick doch kein einziger an diesem Tag existiert. Eine dritte Buchungsmaschine wird fündig: Der Preis stimmt, die Flugzeiten sind passabel, beide Umsteigeflughäfen liegen in Europa.

Dann die Meldung: "Diese Airline hat eine Überlastung gemeldet. Probieren Sie es zu einem späteren Zeitpunkt nochmal." Keine Erklärung darüber, ob der Flug ausgebucht oder der Server der Airline überlastet ist. Es wird eine Alternative angezeigt: zum regulären Preis von über 4000 Mark.

Die Erklärung von Insidern: In Sachen Professionalität gibt es bei den Internet-Booking-Engines große Unterschiede. "Die Buchungsmaschinen müssen alle Quellen ausschöpfen und die Datenbanken gepflegt werden", erklärt Karen Löhnert von der Buchungsmaschine AG, dem deutschen Marktführer in Sachen Datenbanken für Reiseveranstalter und Internet-Portale. "Die Quellen sind beispielsweise die großen Reservierungssysteme Amadeus, Sabre und Galileo sowie die Angebote von Reiseveranstaltern." Außerdem müsse eine Internet-Booking-Engine Zugriff auf alle möglichen Tarifarten bieten. "Dazu zählen die offiziellen Tarife der Fluggesellschaften und die mit Großhändlern ausgehandelten Sonderpreise."

Bei der Vakanzabfrage sei eine automatische Prüfung des hinterlegten Tarifregelwerks nötig, und es dürften zum Zeitpunkt der Buchung ausschließlich die vakanten Verbindungen und Tarife dargestellt werden. Fehle eine Komponente, so sei das präsentierte Angebot natürlich unvvollständig oder fehlerhaft. Oder aber man bucht den Flug "und anschließend ruft der Veranstalter an und teilt mit, dass es ihn nicht oder nur zu einem anderen Preis gibt", so Löhnert.

On- und Offline-Auftritt verbinden Zukunft haben im Online-Ticket-Bereich und im Tarifdschungel deshalb Experten zufolge in Zukunft nicht nur die Airlines, die das Geschäft mit den Online-Tickets auf ihren eigenen Sites abwickeln wollen, sondern vor allem auch Reisebüros, die ihr Ladengeschäft mit einem Online-Auftritt kombinieren. Denn bei komplizierten Strecken können diese Hilfe und Beratung vor Ort bieten.

Dazu eine Reisekauffrau: "Außerdem haben wir Tricks parat, um bei den Reservierungssystemen noch billige Plätze zu finden, die offiziell als ausverkauft gemeldet werden." Emma W. hat eine entsprechende Kombination gefunden: Ein Reisebüro, spezialisiert auf Irland, mit Online-Buchung - und einem "lebenden" Ansprechpartner - der dann meist noch ein besseres Arrangement als die Online-Offerte für sie recherchiert.

Ratschläge von Reiseexperten Online-Buchung bietet Vorteile, -wenn das Ziel nicht zu abgelegen ist, der Preis aus früheren Reisen bekannt ist und der Reisende Zeit zur Suche hat. Die Nachteile: Suche und Buchung können zeitaufwändig sein und bei Beschwerden oder Problemen wie Umbuchungen fehlen Ansprechpartner. Reisende sollten außerdem auf Ermäßigungen für mitreisende Kinder achten, und eventuell Rücktrittsversicherungen abschließen. Rechtzeitig buchen empfiehlt sich ebenfalls.