Umsatzwarnung bei Etoys

Online-Spielzeughändler in großen Schwierigkeiten

05.01.2001
MÜNCHEN (CW) - Etoys hat die Wallstreet mit einer Umsatzwarnung schockiert: Statt der anvisierten Einnahmen von 210 bis 240 Millionen Dollar rechnet der Online-Spielzeughändler, der bislang als Vorbild in Sachen Web-Design, Lagerhaltung und Bestellabwicklung galt, in seinem dritten Quartal nur noch mit 120 bis 130 Millionen Dollar Umsatz.

Die Aussichten für den Internet-Spielzeuganbieter Etoys sind trübe: Zwar sollten die Erlöse in der Weihnachtssaison um zehn Prozent gegenüber den vergleichbaren Vorjahreszahlen zulegen, der operative Verlust machte Firmenvertretern zufolge jedoch 55 bis 65 Prozent des Umsatzes aus. Ursprünglich hatte Etoys mit einem Anteil von 22 bis 28 Prozent gerechnet. Ende vergangenen Jahres blieben der kalifornischen Company damit Cash-Reserven von 50 bis 60 Millionen Dollar statt der erwarteten 100 bis 120 Millionen Dollar. Ohne zusätzliche Finanzspritzen reicht das gerade mal bis März.

Das Ziel, im Geschäftsjahr 2002 schwarze Zahlen zu schreiben, hat der Spielzeughändler nun auf 2003 verschoben. Als Sofortmaßnahme will er kommenden Monat Mitarbeiter entlassen und sich gemeinsam mit den Beratern der Investment-Bank Goldman Sachs & Co. Strategien zu seiner Rettung überlegen. Dabei ist auch der komplette Verkauf des Unternehmens nicht auszuschließen.

Etoys macht für seine Misere vor allem die allgemein schwache Nachfrage im Einzelhandel sowie das negative Klima für E-Commerce-Anbieter an der Wallstreet verantwortlich. Nach Ansicht von Analysten haben die reinen Online-Anbieter jedoch auch reale Schwierigkeiten. Nach dem Desaster 1999 ist die Befürchtung der Kunden groß, im Internet bestellte Waren nicht rechtzeitig zum Fest geliefert zu bekommen. Hinzu kamen Lieferprobleme: Laut einer Untersuchung von Prudential Services waren 35 Prozent der 52 beliebtesten Spielzeugartikel auf Etoys.com nicht verfügbar - auf der vom Konkurrenten Toysrus gemeinsam mit Amazon betriebenen Site lag die Quote sogar bei 48 Prozent.

Wenig Grund zur Sorge haben dagegen die so genannten Brick-and-Mortar-Unternehmen: Den Marktforschern von Nielsen/Net Ratings zufolge verzeichnen die Anbieter, die ihre Waren zusätzlich zum stationären Geschäft übers Internet verkaufen, einen Zuwachs von 103 Prozent seit Beginn der letztjährigen Weihnachtssaison. Bei den "reinen" Online-Anbietern beträgt die Zuwachsrate dagegen nur 77 Prozent.